Der britische Tontechniker und Musikproduzent Tim Palmer ist bekannt für seine Zusammenarbeit mit Musikgrößen wie David Bowie, U2, Pearl Jam oder Jason Mraz. Mit den ’62 Studios in Austin hat er sich ein Studio eingerichtet, das ihm die notwendige Flexibilität gibt. sonible Plug-ins spielen dabei eine zentrale Rolle. Wir haben mit ihm gesprochen.
Tim Palmer, erzähl uns wie du zu deinem Beruf gekommen bist!
Tim: Ich begann Anfang der 1980er in den Utopia Studios in London zu arbeiten. Das war in einer Zeit, als sich hochkarätige Künstler wie Mark Knopfler oder Sting in ein Studio einbuchten und mit jenem Tontechniker zufrieden waren, der dem Studio an diesem Tag zugeteilt war.
Dort habe ich mein Handwerk von der Pike auf gelernt, ich durfte hervorragenden Produzenten und Tontechniker assistieren und lernen – und ich meine wirklich lernen, nicht etwa Kaffee kochen und Mikrofone verrücken.
Aus den Augen eines Tontechnikers: Was ist deine beste Arbeit?
Wie wahrscheinlich viele andere Tontechniker und Produzenten finde ich immer irgendetwas, das ich an meinen Arbeiten verbessern könnte. Ich kann meine Mixes selbst nicht wirklich anhören und genießen bevor nicht einige Zeit vergangen ist.
Aber: Ich finde meine Arbeit an dem Tears For Fears Album ‘Elemental’ richtig gut. Wir haben zu viert in Roland Orzabals Studio an dem Album gearbeitet. Es waren sechs sehr kreative Monate, die Arbeit hat Spaß gemacht und das Resultat hört sich sehr gut an. Außerdem bin ich stolz, einen kleinen Anteil an der Entstehung von David Bowies Tin Machine zu haben – jenem Projekt, das Bowies Musik von den überproduzierten Stücken der 80er wieder zurück in eine ursprünglichere und experimentelle Richtung gelenkt hat. Ich persönlich mag den Sound von ‘New York’ auf dem U2 Album ‘All that you can’t leave behind’ und ich höre mir immer noch gerne die Mixes an, die wir für Porcupine Trees Album ‘In Absentia’ gemacht haben.
Und produktionstechnisch? Welches Album oder Musikstück bewunderst du besonders?
Es gibt aber eine Reihe vieler Alben, die ich aus ganz unterschiedlichen Gründen gerne mag. Für mich ist es nicht perfekte Soundqualität, die einen Song ausmacht, er muss vielmehr emotional wirken. Ich mag zum Beispiel den Sound bei ‘New Rose’ von The Damned, aber genauso liebe ich ‘Blue’ von Joni Mitchell oder ‘Enjoy the Silence’ von Depeche Mode.
„Der Song ist dein Boss. Er gibt die Richtung vor, in die du dich als Tontechniker und Produzent bewegst und er sagt dir, wann es Zeit ist anzuhalten.“
Wie sieht das Set Up in deinem Studio aus, womit arbeitest du?
Ich habe mit den ’62 Studios’ in Hollywood gestartet und wir sind damit einige Jahre später nach Austin, Texas, gezogen. Ich benötigte ein flexibles Setup, das die neuen Technologien und die kleineren Budgets unter einen Hut bringen konnte. Ich wollte die Möglichkeit haben, so lange wie notwendig an einem Stück zu arbeiten. Konventionelle Studios und die damit verbundenen Kosten konnten mir diese Flexibilität nicht geben. Die ’62 Studios’ sind ca 70m2 groß und sechs Meter hoch, durch ein Panormamafenster kommt natürliches Licht in die Räume und für die Schalldämmung setzen wir Spezialanfertigungen ein.
Um das Alte mit dem neuen zu verbinden, habe ich in meinem Studio einen Tonelux Summen-Verstärker, mit dem ich den traditionellen analogen Signalpfad beibehalten kann. Über 16 Artist Mix Faders bearbeite ich den Mix digital. Mein Arbeitsablauf dreht sich um die Racks mit den Tonelux Modulen plus den GML EQ. Bei den Monitoren sind Genelec 1031a meine erste Wahl, aber ich habe ebenso kleinere Neumann Lautsprecher. Den gesamten Output leite ich in ein SONOS System, damit ich meine Mixes quasi “live” von der Session überall zu Hause anhören kann.
Welcher Philosophie folgst du bei deiner Arbeit?
“Zuerst Hören – tue alles, was nötig ist, um die richtige emotionale Stimmung für das Stück zu finden!”
Ich bin der Meinung: Zuerst anhören! Stürze dich nicht sofort ins Mischen ohne zu wissen, was das beste für den Song sein könnte. Tue alles, was nötig ist, um die richtige emotionale Stimmung für das Stück zu finden – auch wenn das bedeutet, dass es falsch oder lo-fi klingen könnte. Du bist in dem Fall Herr über deine Ausrüstung, niemand zwingt dich ‘Beat Detective’ über die Drums zu legen, niemand zwingt dich den Gesang zu stark nachzustimmen. Du kannst im Nachhinein nicht die Schuld auf die Technologie schieben, hier bist du der Boss.
Was sind die größten Herausforderungen für Tontechniker und Produzenten heute?
Eine der größten Herausforderungen für einen Mixer ist die Tatsache, dass man so viel mehr als nur mischen können muss. Du musst reparieren, hinzufügen, wiederholen und arrangieren bevor du überhaupt zum Mischen kommst. Früher hat ein Künstler gemeinsam mit guten Studios und guten Tontechnikern viel Zeit mit der künstlerischen Erarbeitung eines Projekts verbracht. Diese Zeiten sind vorbei und die Aufnahmen brauchen sehr viel mehr Zuwendung bevor man sie tatsächlich mischen kann.
Eine andere Herausforderung heutzutage ist, dass man als junger Tontechniker über eigenes Equipment und einen eigenen Raum verfügen muss um zu arbeiten und um smarte Entscheidungen zu treffen.
Verrate uns einen Geheimtipp!
Niemals den Song aus den Augen verlieren! Ohne einem guten Stück Musik ist unsere Arbeit als Tontechniker mehr oder weniger wertlos. Darüber hinaus: Es ist sinnlos Equipment noch und nöcher zu besitzen ohne eine Ahnung davon zu haben. Seine Ausrüstung in- und auswendig zu kennen ist essentiell um effizient arbeiten zu können. Das kann einem viel Zeit ersparen, die anschließend in die kreative Arbeit gesteckt werden kann.
„Zu wissen was wirklich gebraucht wird und was funktioniert ist wesentlich. Lerne deine Ausrüstung in- und auswendig. Das spart Zeit, die du in die kreative Arbeit stecken kannst!“
Welche sonible Produkte verwendest du? Wobei helfen sie dir in deinem Studioalltag?
Heutzutage ist der Mixer oft so etwas wie ein Doktor für einen kranken Song. In meinem Arztkoffer habe ich deswegen viele Heilmittel in Form von großartigen Plug-ins. Im Moment arbeite ich sehr gerne mit den sonible Plug-ins – sie erlauben mir tief in die bestehenden Sounds einzugreifen, ohne sie noch einmal einspielen oder reparieren zu müssen.
Mit entropy:EQ+ lassen sich die Transienten sehr einfach kontrollieren, ich muss immer wieder die harten Anschlaggeräusche loswerden und mit diesem Plug-in kann ich das im Handumdrehen machen. Umgekehrt kann ich mit demselben Tool den Anschlag aber auch hervorheben, indem ich die inharmonische Komponenten hinauf drehe. Mit entropy:EQ+ kannst du dich auf einzelne Drumsounds innerhalb eines bereits exportieren Drumkits konzentrieren.
Welche neuen Möglichkeiten eröffnen dir die sonible Produkte?
Wenn ich einen Sound bekomme, der in einem eigenartigen Raum aufgenommen wurde oder der Hall schon hinzugefügt wurde, bekomme ich das mit proximity:EQ+ problemlos in den Griff. Mit dem Plug-in kann ich außerdem störende Resonanzen feintunen, ohne den Gesamtcharakter des Sounds zu verändern. Ich kann damit außerdem Nähe und Klarheit in die Aufnahme bringen, indem ich den Hall runterdrehe. Spielt man ein wenig mit dem Plug-in, kann man ziemlich coole, fast verkehrt klingende Effekte erzielen. Der 8-Band-EQ des Plug-ins ist ein zusätzlicher willkommener Bonus.
Vielen Dank für das Gespräch!