Warum komprimieren wir Busse und Gruppen?

November 8, 2024 | Know-how

Gruppen sind ein sehr wichtiges Tool in der Musikproduktion. Egal ob es sich um Busse oder Sends oder das Erstellen von Gruppen oder Submixes handelt – Effekte auf mehreren Audiospuren gleichzeitig anzuwenden, hat viele Vorteile.

Einer der häufigsten Audioeffekte, der bei Submixes und auf Bussen zum Einsatz kommt, ist der Kompressor – aber warum?

In diesem Artikel zeigen wir dir, warum Musikproduzenten und Tontechniker Gruppen komprimieren. Natürlich haben wir für dich auch einige Audiobeispiele vorbereitet. So kannst du hören, wie sich die jeweilige Arbeitsweise auf das Audiomaterial auswirkt.

Was ist der Unterschied zwischen einer Gruppe und einem Bus?

Busse und Gruppen können in einem Mix aus denselben Gründen genutzt werden. Sie sind jedoch in ihrer Funktionsweise grundlegend verschieden und lassen sich auch für sehr unterschiedliche Zwecke nutzen.

Du kannst dir eine Gruppe als eine Art Mini-Master-Ausgang für einen Teil deiner Songelemente vorstellen. Alle Spuren in dieser Gruppe werden durch einen einzigen Stereo-Kanal geroutet, der dann als einzelne Spur in deinem Mix behandelt werden kann.

Bei einem Bus – auch bekannt als Send, Return oder Aux-Channel – handelt es sich um einen Channel, zu dem du jeden Track deines Projekts routen kannst. Du kannst deine Bearbeitungen auf diesen Bus anwenden, während die Originalspuren, die zum Bus geroutet wurden, unberührt bleiben.

Warum verwenden wir Gruppen?

Einer der Hauptvorteile bei der Verwendung von Gruppen in DAW-Projekten besteht darin, dass du gut ausbalancierte Submixe erstellen kannst, die dann global angepasst werden können, ohne die Balance zwischen den einzelnen Kanälen innerhalb der Gruppe ändern zu müssen. Wenn wir zum Beispiel mit mehreren Schlagzeugspuren arbeiten (z. B. Kick, Snare, Hi-Hat und Toms), wird ein Toningenieur viel Zeit damit verbringen, die einzelnen Elemente im Mix auszubalancieren. Wenn jedoch andere Elemente wie Gesang, Bass und Gitarre hinzugefügt werden, kann es sein, dass das Schlagzeug zu laut oder zu leise ist. Der Toningenieur möchte nun die Gesamtlautstärke des Schlagzeugs ändern, aber das Gleichgewicht der Elemente im Kit zueinander unberührt lassen.

Warum verwenden wir Busse?

Busse können ähnlich wie Gruppen verwendet werden. Allerdings erfolgt die Verarbeitung auf dem Bus-Kanal parallel zu den trockenen Kanälen. Dies führt dazu, dass sie etwas anders genutzt werden. Meist werden Busse als Reverb- und Delay-Sends verwendet. Wenn sie so zum Einsatz kommen, wird der Effekt auf dem Bus-Kanal auf 100 % Wet gestellt. Kompression kann auf einem Bus-Kanal eingesetzt werden – in diesem Kontext bezeichnen wir diese Technik als parallele Kompression.

Warum komprimieren wir Busse und Gruppen?

Der Vorteil beim Komprimieren mehrerer Spuren gleichzeitig mit einem einzelnen Kompressor besteht darin, dass so der Mix mehr wie eine Einheit wirkt. Beispielsweise werden in einer Schlagzeuggruppe die Hi-Hats möglicherweise nie den Threshold des Kompressors auf dem Schlagzeuggruppen-Kanal überschreiten und würden so nie für sich komprimiert. Weil der Kick-Kanal aber auch gleichzeitig den Kompressor auslöst, wird jedes Mal, wenn die Kick den Threshold überschreitet, auch der Hi-Hat-Kanal komprimiert.

Einfach ausgedrückt: Dein Mix „atmet“, da die Kompression pauschal angewendet wird, was ein authentisches und kohärentes analoges Gefühl vermittelt.

Das Gleiche gilt für die Kompression von Bussen. Wie zuvor erwähnt, bleiben die „trockenen“ Spuren unbearbeitet. So kannst du die trockenen und komprimierten Signale nach deinem Geschmack zusammenmischen.

Nur, weil wir einen Gruppen- oder Bus-Kanal komprimieren, heißt das nicht, dass wir die Spuren nicht auch individuell komprimieren sollten. Diese beiden Arten der Kompression erfüllen unterschiedliche Zwecke.

Auf den einzelnen Spuren komprimieren wir, um die Dynamik in den Griff zu bekommen, Transienten und Ausklingzeiten zu formen und den Klang der einzelnen Elemente zu definieren. Die Gruppen- oder Bus-Kompression dient in erster Linie dazu, die Elemente klanglich zusammenzuführen.

Die psychologische Wurzel von „Mix Glue“

Bei der Komprimierung von Bussen arbeiten einige psychoakustische Prinzipien. Das menschliche Hörsystem empfängt ständig eine Vielzahl an Informationen, also viele verschiedene Klänge. Von Verkehrslärm über eine Waschmaschine bis hin zur Klimaanlage … und schließlich auch das, was du tatsächlich hören möchtest – das sich möglicherweise auch aus mehreren klanglichen Komponenten zusammensetzt.

Das Gehirn hat also viel zu tun, um zu klassifizieren, welche Geräusche woher kommen, welche Geräusche einzelne „Dinge“ sind und welche Geräusche Teil eines einzigen „Dings“ sind. Um dies zu erreichen, nutzt unser Hörsystem bestimmte Hinweise, um Klänge zu Gruppen zusammenzufassen. Kommen zwei Klänge aus derselben Richtung? Sie könnten also von derselben Sache stammen. Sind zwei Klänge harmonisch miteinander, anstatt dissonant? Sie könnten ebenfalls zueinander gehören.

Ein weiterer Hinweis, den unser Gehirn verarbeitet, um herauszufinden, ob mehrere Klänge zu einem „Ding“ gehören, ist, ob sie zusammen aufeinander abgestimmt sind. Wenn mehrere Klänge sich auf die gleiche Weise bewegen und verändern, werden sie eher als Teil eines „Dings“ erkannt. Und wenn ein Toningenieur einen langsamen Kompressor auf eine Schlagzeuggruppe legt, werden alle Elemente gleichzeitig komprimiert und wieder freigegeben. Die Folge ist: Unser Gehirn verwendet dies als Hinweis darauf, dass sie zu einem „Ding“ gehören – einem Teil eines zusammenhängenden Klangs eben.

Hörbeispiele

Um die Wirkung der Kompression auf Bussen und Gruppen zu veranschaulichen und zu zeigen, wie sie sich von der Kompression individueller Spuren unterscheidet, haben wir einige Hörbeispiele vorbereitet.

Wir arbeiten mit einem einfachen Schlagzeug-Beat, der aus einem Kick-, Snare- und Hi-Hat-Spur besteht.

Zuerst wenden wir Kompression auf jedem einzelnen Kanal in der Gruppe an. Hierfür nutzen wir pure:comp, einen intuitiven und einfach zu bedienenden KI-gesteuerten Kompressor.

Für den Kick-Kanal laden wir pure:comp, wählen das Kick-Profil aus dem Dropdown-Menü oben in der Benutzeroberfläche aus, drücken die Aufnahmetaste und lassen dann den Beat abspielen. pure:comp by soniblepure:comp hört dem Kick-Kanal zu und analysiert und wendet eine perfekt passende und transparente Kompression an.

Wir wiederholen diesen Vorgang mit den anderen beiden Drum-Spuren und wählen das jeweils passende Profil aus.

So klingen die Drums jetzt mit Kompression auf jedem einzelnen Kanal.

Du wirst hören, dass wir die Kick besser unter Kontrolle bekommen haben und der Beat insgesamt ausgewogener klingt.

Jetzt wenden wir etwas Kompression auf die gesamte Gruppe an. Mit pure:comp auf dem Gruppenkanal wählen wir das Drums-Programm aus und drücken auf Aufnahme.

So klingt der Beat mit Gruppenkompression.

Der Effekt ist subtil, aber der Beat wirkt jetzt lebendiger. Der Kompressor reagiert auf den gesamten Beat und erzeugt interessante Lautstärkebewegungen, die sehr natürlich klingen.

Zum Schluss vergleichen wir die Gruppenkompression mit der Buskompression. Wir deaktivieren pure:comp auf der Gruppe und erstellen einen Return-Track mit pure:comp im Plugin-Slot. pure:comp by sonibleDa wir mit einem Return-Track arbeiten, können wir sehr stark komprimieren. So hört es sich an.

Mit dieser Methode haben wir die Dynamik der unkomprimierten Gruppe beibehalten, aber gleichzeitig an Power durch die Kompression gewonnen.