In den letzten Jahren hat die ARA-Technologie zunehmend an Bedeutung gewonnen – und nun ist auch sonible in die Welt von ARA eingetaucht. Erfahre, was ARA-Plugins leisten können und welche Vorteile sie bieten.
Du kennst wahrscheinlich das VST (oder VST3)-Format, den Plug-in-Standard, der definiert hat, wie die meisten Plug-ins heutzutage funktionieren. Möglicherweise bist du auch mit Audio Units (AU) vertraut, dem Standard für Mac- und Logic Pro-Nutzer, oder mit AAX, einem Format, das speziell für Pro Tools entwickelt wurde.
Bei sonible haben wir unsere Plug-ins schon immer in all diesen Formaten veröffentlicht. Es gibt seit einiger Zeit jedoch auch das Format ARA (Audio Random Access) – kein eigenes Plug-in-Format, sondern eher eine moderne Erweiterung für bestehende Plug-in-Standards. ARA ermöglicht eine tiefere Integration zwischen Plug-ins und DAWs und bietet einzigartige Vorteile wie sofortige Audioanalyse und nichtlineare Bearbeitsschritte – Funktionen, die über das hinausgehen, was traditionelle Plug-ins leisten können.
Wir haben kürzlich prime:vocal veröffentlicht, ein leistungsstarkes Tool zur Verbesserung von Gesangs- und Sprachaufnahmen. Aufgrund seiner umfangreichen Signalanalyse war prime:vocal ein idealer Kandidat, um sowohl als eigenständige Standalone Anwendung als auch als ARA-Plug-in verfügbar zu sein – und genau das haben wir umgesetzt.
In diesem Artikel erklären wir, was das ARA-Format ist, wie es sich von klassischen VST3-, AU- und AAX-Plugins unterscheidet, wie es deinen Workflow verbessern kann, welche Vor- und Nachteile es hat und welche DAWs und Softwareprozessoren dieses Format derzeit unterstützen.
Warum ist prime:vocal unser erstes ARA-Plug-in?
prime:vocal eignet sich hervorragend als ARA-Plug-in, da es im Kern eine eigenständige Software ist und auf Offline-Signalverarbeitung setzt. Die Möglichkeit, eine Vocal-Datei direkt aus der DAW in prime:vocal zu laden und die bearbeitete Audiodatei unmittelbar zurück in die DAW zu übertragen, ist besonders komfortabel. So entfällt der Aufwand des Exports und Imports von Dateien – der gesamte Bearbeitungsprozess kann nahtlos innerhalb der DAW stattfinden.
Was ist ARA?
ARA steht für “Audio Random Access” und ist eine Technologie zur Bearbeitung von Audiodaten innerhalb der DAW. Sie eignet sich besonders für Prozesse wie Pitch-Editing, Rauschreduktion und Vocal-Bearbeitung.
Wie unterscheidet sich ARA von VST-, AU- und AAX-Plug-ins?
Für den Endnutzer arbeiten ARA-Plug-ins ähnlich wie herkömmliche Plug-ins, jedoch gibt es entscheidende Unterschiede. Traditionelle Plug-ins arbeiten in Echtzeit und verarbeiten nur den Teil des Audiosignals, der gerade wiedergegeben wird. ARA-Plug-ins hingegen analysieren die gesamte Audiospur oder das Audio-Event (Clip) auf einmal. Ein weiterer Unterschied liegt in der Darstellung: Während herkömmliche Plug-ins ein festgelegtes Benutzerinterface in einem eigenen Fenster haben, sind ARA-Plug-ins oft direkt in die DAW integriert. Sie können wie
Die ARA-Technologie wurde von Celemony und Presonus, entwickelt und ist derzeit in der zweiten Version verfügbar (ARA2).
Wie funktionieren ARA-Plug-ins?
ARA-Plug-ins werden in einer kompatiblen DAW geladen und können je nach DAW unterschiedlich angezeigt werden. Ein Beispiel: Wenn du Melodyne in Studio One öffnest, erscheint es direkt im Edit-Panel der DAW, sodass du Audiomaterial bearbeiten kannst, ohne es verschieben zu müssen. In Logic Pro wird ein ARA-Plug-in in einem eigenen Fenster geladen, ähnlich wie ein traditionalles Plug-in.
Sobald ein ARA-Plug-in auf einem Audiokanal oder Clip angewendet wird, erhält es Zugriff auf die gesamten Audiodaten des Kanals oder Clips. Ein normales VST-, AU- oder AAX-Plug-in hingegen arbeitet nahezu in Echtzeit und verarbeitet nur die Audiodaten, die gerade wiedergegeben werden.
Warum ist ARA nützlich?
Stell dir ein ARA-NormalisierungsPlug-in vor: Um die höchste Amplitude in einem Audiosignal zu finden und das gesamte Signal entsprechend zu normalisieren, müsste ein Echtzeit-Plug-in die gesamte Spur abspielen und analysieren. Mit ARA kann das Plug-in sofort auf alle Audiodaten zugreifen und den Vorgang nahezu augenblicklich abschließen.
Ändert sich etwas im zugrunde liegenden Audiosignal, kann das ARA-Plug-in seine Verarbeitung sofort aktualisieren. Ein traditionelles Plug-in wäre hingegen „unwissend“ gegenüber diesen Änderungen.
Vorteile der ARA-Technologie
Durch die Möglichkeit, alle Audiodaten eines Tracks oder Clips zu „sehen“ (oder „hören“), kann ein ARA-Plugin Entscheidungen offline treffen. Das reduziert die CPU-Belastung während der Wiedergabe eines Projekts.
Wie bei herkömmlichen Plugins ist die ARA-Verarbeitung nicht-destruktiv, und die Ergebnisse können (je nach Implementierung) in der Regel problemlos rückgängig gemacht und erneut bearbeitet werden.
ARA ermöglicht die Integration größerer Softwarepakete – also eigenständiger Anwendungen – wie etwa Melodyne direkt in deiner DAW, ohne sie separat ausführen, die Ergebnisse exportieren und dann wieder in dein DAW-Projekt importieren zu müssen. Das führt zu einem deutlich schnelleren Workflow, oft sogar radikal schneller, da Änderungen direkt innerhalb des Projekts getestet und angepasst werden können.
In DAWs wie Logic Pro, wo ARA-Plugins in eigenen dedizierten Fenstern angezeigt werden, verschwimmt die Grenze zwischen Echtzeit-Plugins und ARA-Plugins zunehmend. Viele Nutzer werden kaum noch einen Unterschied bemerken, wenn sie ein ARA-Plugin in ihrer DAW verwenden, im Vergleich zu einem herkömmlichen Compressor- oder EQ-Plugin.
Was sind die Nachteile der ARA-Technologie?
Ein Nachteil von ARA ist, dass die Implementierung von der jeweiligen Host-DAW abhängt und daher jedes Mal unterschiedlich ausfallen kann. Das ist möglicherweise kein Problem, wenn man nur eine DAW verwendet, und meist auch kein großes Hindernis, wenn man mehrere DAWs nutzt. Dennoch führt dieser Umstand dazu, dass DAW-Hersteller ARA-Plugins seltener als Format unterstützen und es für Entwickler schwieriger ist, neue ARA-Plugins zu veröffentlichen, da jeder Release zusätzlichen Aufwand erfordert.
Da ARA Zugriff auf eine große Menge an Audiodaten benötigt – zur Analyse und späteren Bearbeitung – kann das Laden und Vorbereiten eines ARA-Plugins länger dauern als bei einem einfachen Echtzeit-Plugin. Echtzeit-Plugins blicken auf eine lange Entwicklungsgeschichte zurück, und es gibt etablierte Best Practices für Entwickler. ARA-Plugins hingegen sind immer noch ein vergleichsweise neues Feld in der Audiobranche.
Welche DAWs unterstützen ARA-Plug-ins?
DAWs mit ARA-Support (Stand 2024):
DAWs ohne ARA-Support (Stand 2024):
Welche Audio-Software unterstützt ARA?
Mehrere Programme unterstützen bereits die ARA-Technologie. Hier sind einige relevante Beispiele: