Um Probleme bei der Aufnahme zu minimieren, solltest du zehn Faktoren berücksichtigen, die bei der Aufnahme von Gesang, Stimme oder Sprache negative Auswirkungen haben können. Welche das sind, erfährst du in diesem Artikel.
Früher war Aufnahmetechnik nur denjenigen vorbehalten, die in schicken und teuren Aufnahmestudios arbeiteten. Heute brauchst du dank digitaler Audiotechnik und günstig verfügbaren Computern nur noch wenig Ausrüstung, um zu Hause oder anderswo Aufnahmen zu realisieren.
Aber alleine der Kauf des passenden Equipments bedeutet noch nicht, dass du auch Ergebnisse in Studioqualität erzielst. Von den Böden über die Decken bis hin zu den Materialien an den Wänden sind Aufnahmestudios akribisch angepasste und ausgestattete Einrichtungen, die dem Zweck dienen, hochwertige Aufnahmen durchführen zu können – dein Schlafzimmer ist eben nur ein Schlafzimmer.
Um professionelle Aufnahmen zu kreieren, brauchst auch du etwas Studioexpertise und hier kommen wir ins Spiel. In den folgenden Punkten gehen wir auf die zehn häufigsten Fehler ein, die bei der Aufnahme von Gesang auftreten können, damit du diese in deinem Homestudio vermeiden kannst.
1. Es gibt Hintergrundgeräusche
In einer akustisch unbehandelten Umgebung sind Hintergrundgeräusche fast unvermeidlich. Das Erstaunliche an Hintergrundgeräuschen ist, dass Neulinge sie oft erst bemerken, wenn sie aufgenommen worden sind. Unser Hörsystem blendet Elemente wie Klimaanlagen und Ventilatoren immer aus unserer Wahrnehmung aus. Wenn wir also unsere Umgebung auf einer Aufnahme so hören, wie sie wirklich ist, nehmen wir auch die Geräusche wahr, die wirklich um uns herum passiert sind.
Wir haben den Begriff „Hintergrundgeräusche“ als weit gefasste Kategorie verwendet, aber er umfasst alles von mechanischen Geräuschen (Klimaanlagen, Haushalts- und Bürogeräte) über elektrische Geräusche (Beleuchtungssysteme, Ground Loops, deinen Computer) bis hin zu Umgebungsgeräuschen (Verkehr, Maschinen, Menschen) und Naturgeräuschen (Wind, Vögel, raschelnde Bäume).
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2. Starke Plosive belasten die Aufnahme
Plosive sind Konsonanten, bei deren Aussprache der Atemluftstrom blockiert wird. Durch die anschließende sofortige Freisetzung des Luftstroms entsteht eine kleine „Explosion“. Du kennst bestimmt den dröhnenden, pochenden Sound bei der Aussprache von „p“, „b“, „t“ und „k“, oder beim Satz „Pechvogel Peter parkte seinen Peugeot im Parkverbot.“
All diese Geräusche entstehen dadurch, dass wir mit dem Mund viel Luft auf einmal bewegen, wodurch so etwas wie „Wind“ entsteht. Wenn wir uns mit jemandem unterhalten, der ein paar Meter entfernt ist, verflüchtigen sich diese ziemlich kräftigen Plosivlaute bereits, bevor sie die Person erreichen. Wenn sie jedoch direkt in ein Mikrofon gesprochen werden, sind sie am lautesten in dem Moment, in dem sie eingefangen und an die Signalkette weitergegeben werden.
Du kannst Plosive verhindern, indem du einen Poppschutz zwischen dem Mikrofon und dem Sprecher oder Sänger verwendest und möglicherweise auch, indem du ihn aus größerer Entfernung und in einem anderen Winkel in das Mikrofon sprechen lässt. Mit etwas Übung ist es auch möglich, den Mund beim Sprechen von Plosivlauten weiter vom Mikrofon wegzudrehen.
3. Uups – Zufällige Geräusche
Diese kurze Kategorie ist für die unerwarteten Geräusche reserviert, die unaufgefordert in unsere Umgebung gelangen. Vogelgezwitscher, etwas, das im Obergeschoss auf den Boden fällt, Marschmusik auf der Straße – was auch immer.
4. Halliger Raumklang (Reverb)
Einer der wichtigsten Unterschiede zwischen einer Amateuraufnahme und einer professionellen Aufnahme hat nichts mit der Qualität des Mikrofons oder der Schaltung in der Signalkette zu tun, sondern mit dem Raum, in dem die Aufnahme stattfindet.
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Jeder Raum reflektiert Schall von seinen Wänden. Ein professioneller Aufnahmeraum (auch Live-Raum genannt) ist von Grund auf so konzipiert, dass diese Reflexionen nicht lange anhalten und deswegen mit großen schallabsorbierenden Platten ausgestattet. Fast jeder andere Raum ist nicht auf Reflexionen ausgelegt und hat einen hörbaren ‘Reverb‘ oder ein ‘Echo‘, wenn die Aufnahme wiedergegeben wird. Ein großer Raum hat eine längere ‘Reverb Time‘.
Ein kleinerer Raum ist in der Regel eine bessere Umgebung für diesen Faktor als ein größerer Raum. Wenn deine Positionierung in Ordnung ist (siehe Nr. 6 unten), ist der beste Weg, halligen Raumklang zu beheben, absorbierende Materialien wie Matratzen, Decken und sogar Möbel in den Raum zu bringen und sie zu verteilen, um diese Reflexionen zu dämpfen.
5. Die Color oder der ‘Tone’ des Raums
Hierbei geht es nicht um den Anstrich des Aufnahmeraums – die Color ist viel komplexer als das. Ein Raum hat nicht nur seine eigene Nachhallzeit, sondern auch seinen eigenen Frequenzgang, der ebenfalls durch die Reflexion von Schall verursacht wird. Der Tone oder die Farbe eines Raums wird durch die Raummoden verursacht, was an sich schon ein komplexes Thema ist.
Du musst wissen, dass auch in einem Raum ohne deutlich hörbares Echo oder Reverb der Klang einen bestimmten Charakter hat, der allein von den exakten Abmessungen des Raumes und der genauen Positionierung von Schallquelle und Mikrofon abhängt.
6. Die Schallquelle ist zu weit vom Mikrofon entfernt
Mikrofone sind empfindliche Geräte, aber nicht so empfindlich, dass man Angst haben sollte, sich ihnen zu nähern. Sie wurden entwickelt, um in sie hineinzusprechen oder zu singen.
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Wenn das Mikrofon bei der Aufnahme zu weit von der Schallquelle entfernt ist, nimmt die Aufnahme weniger von der Stimme und mehr vom Raumklang auf, wie in Punkt Nr. 4 beschrieben. In diesem Fall ist die Stimme das „Signal“ und die Umgebung das „Rauschen“. Die einzige wirkliche Lösung besteht darin, viel näher an das Mikrofon heranzugehen.
7. Die Schallquelle ist zu nah am Mikrofon
Obwohl wir dir soeben empfohlen haben, jemandem ein Mikrofon direkt ins Gesicht zu halten, solltest du dir einiger potenzieller Nachteile bewusst sein. Der erste ist der Nahbesprechungseffekt, ein Phänomen, das zu einer entsprechenden Anhebung der Bässe führt, wenn sich die Person sehr nahe am Mikrofon befindet. Das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, aber man sollte sich dessen bewusst sein.
Zweitens kann eine zu große Nähe zum Mikrofon Plosivlaute begünstigen (siehe Punkt Nr. 2) – insbesondere, wenn du keinen Poppschutz zwischen der Schallquelle und dem Mikrofon verwendest. Drittens kann eine zu große Nähe zum Mikrofon auch zu unserem nächsten Punkt führen: Zischlaute.
8. Zischlaute, Harshness und Hissing
Diese Geräusche sind ein weiterer Fallstrick bei der Aufnahme der menschlichen Stimme. Zischlaute sind die übermäßige Härte von „Ess“-Lauten (sowie „z“-, „ch1“- und „sch“-Lauten), die wir nicht gewohnt sind zu hören.
Wenn sich eine Schallquelle so nah am Mikrofon befindet, haben Töne, die normalerweise in der Luft verklingen würden, bevor sie unsere Ohren erreichen, keine Gelegenheit dazu. Das bedeutet, dass das vom Mikrofon aufgenommene Signal anders klingt als das, was wir gewohnt sind, weshalb wir einen De-Esser verwenden, um diese harschen Laute zu reduzieren.
9. Unpassendes Gain-Staging
Mit Gain Staging wird sichergestellt, dass jedes Gerät in einer Audiosignalkette ein Signal mit dem richtigen Betriebspegel empfängt und ausgibt. Wenn ein Signal aus einem Gerät gesendet wird, das ein anderes Gerät überlastet, kann das Signal für den Rest der Kette beschädigt werden.
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Wenn du ein Gerät in einer Aufnahmekette aufdrehst, stelle sicher, dass du nicht genau dasselbe Gerät mehrmals aufdrehst, während du ein anderes Gerät auf einem niedrigen Pegel belässt.
10. Rumpeln in der Aufnahme
Alle Klänge sind Schwingungen durch die Luft, aber auch Schwingungen durch festes Material können dazu zählen. Diese Geräusche sind in der Regel sehr basslastig und können von Menschen nicht nur gehört, sondern auch gefühlt werden. Wenn du beim Aufbau deines Aufnahmesetups nicht aufpasst, können diese tückischen Geräusche zum Fluch einer Aufnahme werden.
Rumpeln kann durch ein Mikrofonstativ verschlimmert werden. Wenn die vertikale Stange an der Unterseite den Boden berührt, können sich Schritte und alles andere, das auf den Boden Druck ausübt, über die Stange auf das Mikrofon übertragen.
Eine weitere Ursache für Rumpeln ist Wind. Dies trifft in der Regel nur bei Außenaufnahmen auf. Wind kann tatsächlich auch als niederfrequentes Geräusch betrachtet werden, da er aus der Bewegung von Luft entsteht.