Techniken: EQing von Halleffekten

Januar 9, 2023 | How-to

Du kannst mit einem EQ umgehen und du weißt, wie man Reverb eindrucksvoll einsetzt, aber kennst du auch die besten Techniken, wie man diese beiden Tools effektvoll kombinieren kann?

Hinweis: Wir haben smart:EQ 3 durch smart:EQ 4 ersetzt! Der intelligente Equalizer sorgt für spektrale Balance und bietet eine noch ausgeklügeltere Gruppenansicht, Auto-Gain, Dynamic Standard-Filter,… und vieles mehr. 

In einem DAW-Projekt profitieren die meisten Kanäle von der Bearbeitung mit einem EQ – das trifft auch auf Reverb-Kanäle zu. Sicher, Reverb-Einheiten klingen für sich toll, aber sie brauchen oft Bearbeitung damit sie wirklich gut in einem Mix sitzen und keine ungewollten Maskierungen auftreten.

Aber wie kann und soll man einen Hall mit einem EQ bearbeiten? Es ist nicht ganz dasselbe wie die klassische Bearbeitung eines Instrumenten-Tracks. Zum Beispiel sind die Auswirkungen auf den Klang jeweils unterschiedlich, wenn ein EQ vor oder nach einem Reverb platziert wird. Wir zeigen dir in diesem Artikel, um welche Unterschiede es sich dabei handelt und gehen auch auf klassische Hall-EQing-Techniken ein, indem wir smart:reverb und smart:EQ 3 verwenden. Für all diese Tips verwenden wir Hall auf einem dezidierten Reverb-Send-Kanal.

In diesem Artikel:

EQing pre vs. post Reverb

Es gibt einige Grundsätze und Argumente (sowie Gegenargumente) dafür, ob ein EQ in der Signalkette vor oder nach dem Halleffekt platziert werden soll. Für welche Variante du dich entscheiden sollst, ist jedoch stark vom jeweiligen Fall abhängig.

Zum Beispiel kann ein Pre-Filter-EQ angewendet werden, um einen Hochpassfilter in den niedrigen Frequenzbereichen eines Tracks zu setzen, was dabei helfen kann, den Klang eines Halls kristallklar zu halten.

 


smart:reverb Pre-filter EQ in detail

Jedoch gibt es auch Fälle bei denen es Sinn macht, einen EQ alternativ oder ergänzend nach dem Halleffekt einzusetzen. Diese Vorgehensweise macht Sinn, wenn du mittels tonaler Gestaltung den Reverb perfekt in deinen Mix einbetten willst – denn vielleicht ist dafür ein Anheben bei exakt 3kHz oder ein Cut im Bereich der niedrigen Mitten nötig.

Reverb-EQ-Techniken

Das Low-End entfernen

Generell ist es keine besonders gute Idee einen Hall in den tiefsten Frequenzbereichen eines Mix zu platzieren. Wenn du über Musikarrangements (unabhängig in welchem Genre) nachdenkst, fällt dir vielleicht auf, dass in den meisten Fällen jeweils immer nur ein Basselement spielt – sei es ein Synth, eine Bass-Gitarre oder ein Kontrabass. Das liegt daran, dass Bass-Frequenzen einander viel schneller maskieren als Frequenzen in den Mitten oder Höhen. Deswegen können Gitarren auch gleichzeitig mit Keyboards in einem Mix spielen – du wirst aber nie ein Bass-Gitarren-Duett hören.

Wenn du einem Basselement einen Hall hinzufügst, schichtest du mehrere Bassfrequenzen übereinander. Das endet darin, dass sie sich gegenseitig maskieren und die Bassanteile in deinem Mix weniger klar und ausgeprägt klingen.

Mit smart:reverb ist es sehr einfach, diese Bassfrequenzen herauszufiltern, um genau dieses Problem zu vermeiden. Lade das Plug-in auf den Kanal, der Bassfrequenzen enthält – entweder den Master-, den Drum- oder der Bass-Gitarre-Kanal.

Wähle ein passendes Profil aus dem Dropdown Menü, gib deinen Track wieder und klicke auf den Lern-Button. smart:reverb hört sich deinen Track an und kreiert einen passenden Hall.

smart:reverb with the Universal learning profile in detail

Den Pre-Filter findest du im unteren rechten Eck der Benutzeroberfläche. Mit einem Klick auf den Pfeil klappt ein EQ mit zwei Bändern aus. Wie du siehst, wird automatisch ein High-Pass-Filter bei 100Hz angewendet, Sub-Frequenzen werden also schon aus dem Signal entfernt. Wenn du willst, kannst du diesen Filter im Frequenzspektrum nach oben ziehen, damit noch mehr Bassfrequenzen entfernt werden.

smart:reverb Pre-filter EQ with high pass filter

Das High-End kontrollieren

Wir haben gerade gezeigt, wie du ungewollte Frequenzen im unteren Spektrum behandeln und entfernen kannst. Aber auch hohe Frequenzen können dabei problematisch sein.

Wenn du einen Halleffekt auf die Höhen von Instrumententracks anwendest, kann der Effekt ziemlich harsch sein. Das ist besonders auffällig bei „schlagenden“ Klängen, wie Hi-Hats und Becken, kann aber auch unangenehm bei Gesang oder Streichinstrumenten sein.

Wenn du mit dieser Art von Klängen arbeitest, bist du oft gut beraten, diese hohen Frequenzen mit einem High-Cut oder High-Shelf zu zähmen.

Das kannst du entweder mit einem EQ vor oder nach dem Halleffekt machen. Mit smart:reverb’s integriertem EQ ist das sehr einfach: öffne den oben beschriebenen Pre-EQ, nimm einen High-Cut oder High-Shelf-Filter und wähle die entsprechenden Parameter aus. Im unteren Bild haben wir einen High-Shelf bei ca. 2kHz mit einer Reduktion von 6,5dB gewählt.

Hall im High-End kann zu Brillanz und Luftigkeit führen, also wollen wir hier nicht unbedingt etwas herausfiltern – deswegen funktioniert hierfür ein High-Shelf sehr gut.

smart:reverb Pre-filter EQ with high shelf filter at around 2 kHz with a cut of 6.5dB

Automatisierung eines Low-Pass-Filter für den Spannungsaufbau

Equalizer in einem Halleffekt-Kanal müssen nicht permanent im Einsatz sein. Mit einer Automatisierung kann man die Energie eines Tracks über die Zeit hinweg kontrollieren.

Jeder, der schon einige Zeit mit der Produktion von Dance-Musik verbracht hat, weiß, dass der Einsatz eines Low-Pass-Filters über 4-, 8-, oder 16 Takte eine sehr effektvolle Methode sein kann, um Energie vor einem Drop aufzubauen. Das wird oft mit einem Riser kombiniert.

Übertragen wir dieses Konzept auf den Halleffekt, können wir noch mehr  Energie im Aufbau erzeugen. Diese Technik verlangt es, dass der Halleffekt auf einem eigenen Effektkanal platziert wird und auf diesem Kanal der automatisierte EQ folgt. Dafür nehmen wir smart:EQ 3.

smart:EQ 3 with an automated low pass filter

Erstelle deinen Halleffekt-Kanal und sende alle melodischen Elemente mit Signalanteilen in den oberen Mitten und hohen Frequenzbereichen in den Reverb-Bus. Wir stellen einen flachen Low-Pass-Filter mit smart:EQ 3 ein, starten mit der Reduktion bei ca. 600Hz und automatisieren ihn so, dass er sich komplett über 4-, 8- oder 16-Takte öffnet. Das imitiert einen Riser und sorgt auch für mehr Energie im High-End, wenn dein Track in Richtung eines Drops geht.

The Abbey Road EQ Trick

Bisher haben wir darüber gesprochen, wie man jeweils die eine und die andere Seiten des Frequenzspektrums separat reduziert. Nun, zeigen wir dir, wie du beide Seiten gleichzeitig abschwächst – so wie es in einem der legendärsten Musikstudios der Welt gemacht wird.

Abbey Road Studios in London

Der Abbey Road Reverb Trick ist eine EQ-Konfiguration, die du vor einem Hall in deinem Reverb-Send-Kanal platzierst. Damit schaffst du spektralen Platz und dein Halleffekt. Dieser kreiert Räumlichkeit in deinem Mix, ohne dass sich der Hall mit anderen Elementen überschneidet.

Lege deinen Hall auf einen Bus und platziere den EQ vor dem Reverb. Alternativ kannst du auch ein Reverb-Plug-in verwenden, das einen integrierten Filter hat (wie smart:reverb). Damit brauchst du nicht einmal einen eigenen EQ in diesen Kanal laden.

Dreh deinen Halleffekt rein und stelle dabei sicher, dass er auf 100% wet gestellt ist, da er sich in deinem AUX Kanal befinden wird.

Nun kommt der EQ zum Einsatz. Erstelle einen High-Pass- und einen Low-Pass-Filter – entweder mit dem integrierten Filter im Reverb-Plug-in oder einem separaten EQ.

Stelle deinen High-Pass-Filter auf eine Reduktion bei 600Hz und deinen Low-Pass-Filter bei 10Khz.

The Abbey Road Trick in smart:reverb: Pre-filter EQ with high and lowpass filter

Diese Technik sollte Halleffekt erzeugen, der schön satt ist, aber nicht zuviel Platz in deinem Mix einnehmen wird.

Spektrales Shaping mit einem EQ

smart:reverb bietet ein einzigartiges Feature, mit dem du die unterschiedlichen Decay-Charakteristiken deines Halleffekts modifizieren kannst. Besonders interessant für unser Beispiel ist jene Funktion, mit der du definieren kannst, wie unterschiedliche Frequenzbereiche über die Zeit abklingen sollen.

Mit dieser spektraler Bearbeitung ist es zwar nicht möglich, Frequenzen komplett herauszufiltern (wie mit einem EQ), aber, wenn du den tonalen Charakter einer Hallfahne verändern willst, kannst du damit großartige Texturen erzeugen.

smart:reverb and it’s spectral shaping sections with altered reverb tail

Das Bild oben zeigt dir, wie wir unseren Vocaltrack in das Reverb-Plug-in geschickt haben und das Decay in den Höhen verlängert haben, um der Stimme eine besondere Frische zu geben. Diese Bearbeitung unterscheidet sich von einfachem EQing eines Halleffekts – es ist eine zusätzliche, spannende Möglichkeit den Klang zu formen.

Durch die Kombination aus der spektralen Bearbeitung der Hallfahne und dem Einsatz eines EQs, kann neben der Verlängerung des Decays in den Höhen auch der Gain in den Bassfrequenzen mit einem EQ reduziert werden – der EQ kann dafür vor oder nach dem Halleffekt eingesetzt werden.