Plug-ins bringen viele Vorteile. Digitale Audio-Systeme für Live Sound sind stabil und klingen mindestens so gut wie ihre analogen Counterparts. Hier erfahrt ihr, wie ihr Plug-ins gewinnbringend in euer Live Mix Set-up integriert und worauf ihr dabei achten solltet.
Inhalt
- Worauf müsst ihr achten, wenn ihr Plug-ins live einsetzt?
- Wie binde ich Plug-ins in mein Live Set-up ein?
Hier haben wir die wichtigsten Vorteile für Plug-ins im Live-Einsatz zusammengefasst: https://www.sonible.com/de/blog/benefits-plug-ins-live/
Worauf müsst ihr achten, wenn ihr Plug-ins live einsetzt?
Der Einsatz von Plug-ins macht vieles einfacher, bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich. Der Überblick kann sich schwierig gestalten und Ursachen für Probleme können sich tief unten im digitalen Rack verstecken. Daher darf die Vorbereitungszeit nicht unterschätzt werden. Hier ein paar Punkte, die ihr außerdem unbedingt beachten solltet:
Step by step – Gain Staging & Gain Structure
Digitales Mischen erlaubt detailliertes Sounddesign jedes Instruments. Vier bis fünf Effekte pro Kanal sind da keine Seltenheit. Die Kehrseite dieser Medaille ist es, dass gleichzeitig auch das Gain Staging sehr sensibel wird. Wenn auch nur ein Effekt in der Kette übersteuert, hat das weitreichende Folgen. Die Ursache muss erst gefunden werden und die Korrektur dauert lange, weil sich jede Änderung in der Gain Structure fortpflanzt.
PRO-TIPP: Achtet bereits beim Soundcheck penibel auf das Gain Staging. Ihr werdet es euch selbst während des Live Gigs danken.
The show must go on – Stabilität & Verlässlichkeit
Die Herausforderung eine stabile Live Mix Umgebung auf die Beine zu stellen, ist nicht mehr so groß. Sicherheit kann man mit einem parallel laufenden zweiten Rechensystem erreichen. Auch über Mischpult interne Gruppenspuren mit ähnlichen Effekt-Prozessoren ist das möglich.
Achtung: Die Praxis zeigt, dass die physischen Verbindungen der Netzwerk-, Firewire- und USB-Verkabelung das größere Problem für die Stabilität als die Plug-ins selbst darstellen.
Warten auf Godot – Auf Latenz achten
Für den FOH spielt Latenz eine untergeordnete Rolle. Vor allem in größeren Locations kommt es alleine auf Grund der Distanzen schon zu Verzögerungen im Millisekunden Bereich. Trotzdem, jede Software bringt Latenz ins System. Deswegen ist auch nicht jedes Plug-in oder jeder Host für den live Einsatz geeignet. Speziell der Monitor Engineer muss auf sehr niedrige Latenz achten.
Wie binde ich Plug-ins in mein Live-Setup ein?
Wir haben für euch die gängigsten Möglichkeiten zur Einbindung von Plug-ins in ein Live Setup heruntergebrochen. Ihr könnt digitales Audio Processing via Plug-ins unterschiedlich „tief“ in euren Mix integrieren. Hier die Bausteine, die ihr benötigt:
- Computing Unit: Eine Recheneinheit (PC, Laptop, Server, DSP Plattform) übernimmt das Audio Processing der Plug-ins.
- Control Unit: Ein Kontroll-Rechner (Laptop, Tablet) dient als Interface, um die Plug-ins zu steuern
- Mixing Console: Das Mischpult kann mit den beiden analog (Sends, Aux) oder digital kommunizieren (z.B. MADI, Dante, Netzwerk)
Live Set-up 1
In diesem Beispiel kann die Computing Unit zum Beispiel ein Waves SoundGrid Server oder eine DSP-Einheit von UAD sein. Ein zusätzlicher Rechner, der über Firewire, USB oder CAT5 verbunden ist, kontrolliert hier die Plugins, die auf der Computing Unit laufen. Die Art der Verbindung zum Mischpult (digital oder analog) bestimmt auch, welche Möglichkeiten ihr habt, die Plug-ins in eure Mischpult einbinden könnt.
Live Set-up 2
Die Control und Computing Unit kann auch in ein und demselben Gerät sitzen. Man benötigt eine geeignete Software, wie zum Beispiel Waves MultiRack, audioström LiveProfessor2 oder einen anderen geeigneten Plug-in Host (Einschränkungen: Latenz und Stabilität!). Die Audioverbindung zum Mischpult geht über eine Soundkarte und kann auch hier digital (Netzwerk, USB) oder analog (über Aux am Mischpult) zustande kommen.
Live Set-up 3
Mit bestimmten Hersteller Kombinationen ist es auch möglich, Plug-ins direkt über die Mischpult Oberfläche zu steuern. Nur mehr die Rechenleistung ist ausgelagert. DiGiCo/Waves beziehungsweise AVID/Waves bieten solche Kombinationen an. Meistens muss eine Option Card im Mischpult installiert werden.
Live Set-up 4
Vollintegrierte Systeme sind schon etwas seltener. Das sind Mischpulte, die auch die volle Rechenleistung mit an Bord haben. In diesem Fall kann die Auswahl der Plug-ins auf ausgesuchte Hersteller oder spezielle Formate (wie beim AVID S6L) beschränkt sein. Die gesamte Steuerung erfolgt aber direkt über den Touchscreen des Mischpults. Vollintegrierte System sind das Nonplusultra – das gilt leider oft auch was den Preis angeht.
Hier zur Ergänzung erklärt Toni „Meloni“ Loitsch kurz sein Live-Setup, das er bei der deutschen Punk Band Donots einsetzt:
Das Thema Live Plug-ins (und Live Sound!) ist sehr weitreichend. Man kann sich rasch in Details verlieren. Wir hoffen trotzdem, wir konnten euch einen soliden Startpunkt vermitteln oder vielleicht neue Ideen für euer bestehendes Live-Setup mit auf den Weg geben.
Ein besonderer Dank geht an Andreas Kapfer von den audiotope Studios Graz, der maßgeblich Input bei der Recherche zu diesem Artikel geliefert hat.