Tontechniker Philipp Dusse ist dafür mitverantwortlich, dass das Funkhaus Berlin in der Nalepastraße auch heute noch dafür verwendet wird, wozu es ursprünglich gebaut worden ist: um perfekt aufzunehmen. Rammstein Gitarrist Richard Kruspe, Trancegott Paul Van Dyk oder Deutschrapper Cro kamen bereits in den Genuss der raumakustischen Vorzüge.
Funkhaus Berlin – Zentralismus für astreine Übertragung
Bei dem einzigartigen Projekt Funkhaus Berlin in der Nalepastraße kamen 1951 die besten Akustiker und Architekten des Landes zusammen, um eine zentrale Heimat aller DDR Rundfunkprogramme zu errichten. Das Ergebnis ist einer der bis heute größten zweckgebundenen Studiokomplexe der Welt. Das Ausmaß ist aus heutigem Blickpunkt kaum zu fassen: In den 1970ern waren auf dem Areal über 5.000 Menschen beschäftigt.
Ein Highlight: Drehbare Wände, um unterschiedlich beschaffenen Oberflächen akustisch nutzen zu können.
Die klangliche Qualität der Aufnahmeräume bleibt bis heute unerreicht. Der verantwortliche Architekt Franz Ehrlich wandte beim Funkhaus das Haus-in-Haus Prinzip an und schaffte damit die betonierte Grundlage für die meisterhafte Akustik. Die trapezförmigen Studios stehen auf separaten Fundamenten und sind durch Hallräume sowie Dehnungsfugen voneinander getrennt. Das schließt unerwünschte Schallübertragungen aus. Natürlich folgt auch die holzverkleidete Innenarchitektur primär akustischen Gesichtspunkten. Ein Highlight: die Wände bestehen aus drehbaren Dreiecken. Jede Seite ist mit unterschiedlichen Materialen ausstaffiert. So steuert man die Qualität der Reflexionen nach Wunsch.
Nach dem Mauerfall ging es fast zu Ende mit dem Juwel. Das Funkhaus hat aber auch diese Schnellen im Strom der Geschichte überwunden und dient nun wieder als Leinwand für Klangmalereien aller Art. Eine bunte Schar an Musikern, Bands und Orchestern – von Black Eyed Peas bis Daniel Barenboim – pilgert heute wieder in die Nalepastraße, um in einem der wunderschönen, holzverkleideten Studios aufzunehmen.
Keine halben Sachen
Mitten in diesem Eldorado der warmen Schwingungen, hat es sich Philipp Dusse mit seiner API Konsole gemütlich gemacht. Studioarbeit alter Schule ist hier Programm. Die Klanggestaltung erfolgt über die Mikrofonierung, die Raumauswahl und Hallkammern. Der Einsatz von künstlichen Effekten wird so auf ein Minimum reduziert. Ein einzigartige Herangehensweise in Zeiten, in denen sich immer mehr Techniker und Produzenten zum „in-the-box“-Mixing bekennen.
„Als FOH Engineer hätte ich für die ml:1 gemordet… naja, vielleicht nicht gemordet, aber gestohlen hätte ich sie.“
Guter Schall will auch gut gewandelt werden – vor allem mobil. Da kommt die USB DI-Box gerade richtig: „Die ml:1 ist eines der großartigsten Teile, die mir in den letzten Jahren untergekommen sind.“ Die Robustheit bei gleichzeitig kompromisslos hoher Klangqualität fasziniert Dusse. Vor allem bei on-location Sessions kommt sie bei ihm zum Einsatz. Das Funkhaus bietet nämlich eine Menge spannender Winkel, aus denen man die unterschiedlichsten Klangfarben herauskitzeln kann.
“Gerade heutzutage brauchen wir mehr Leute, die das klassische akustische Aufnahmestudio nicht aufgeben.”
Außerdem ist der Saal 1 im Funkhaus eine beliebte Location für live Konzerte: José González, LCD Soundsystem und wie schon in den 80ern Depeche Mode, um nur ein paar zu nennen. Mit der ml:1 ist man auch für diese Fälle perfekt gerüstet. „Als ich noch als FOH Engineer gearbeitet habe, hätte ich für dieses Teil wahrscheinlich gemordet… naja, vielleicht nicht gemordet, aber gestohlen hätte ich es,“ verabschiedet sich Philipp Dusse schmunzelnd bei unserem Interview, aus dem ihr hier Ausschnitte ansehen könnt: