Der Schweizer Komponist, Interpret und Klangkünstler, Nicolas Buzzi, vervollständigt sein Instrumentarium – Buchla-Synthesizer und ein Computersystem – seit 2021 mit dem 3D-Lautsprecher IKO. Seine Ansprüche sind verständlicherweise hoch. Neben Praktikabilität, sowie Klang- und Verarbeitungsqualität verlangt seine spezifische Praxis eine entsprechende Konnektivität. All diese Ansprüche wurden von IKO bisher erfüllt und mehr: Nicolas Buzzi ist begeistert, dass von der Arbeit mit dem mobilen Lautsprechersystem sowohl seine Musik als auch seine Hörgewohnheiten und -fähigkeiten enorm profitieren.
Nicolas Buzzi’s vielseitige Kunst umfasst Musik, Installation, Medien sowie darstellende Kunst und führte ihn bereits international an die ungewöhnlichsten und herausragendsten Locations. Raum ist daher genau so entscheidend für seine Kunst, wie Klang; mehr noch, Raum und Klang sind in Buzzis Arbeit fest verbunden. Mit IKO, den er schon seit seinen Anfängen verfolgt, hat er für sich ein System entdeckt, das einen tiefgreifenden Einfluss auf seine Musik hat: „Mit IKO lassen sich beliebige Umgebungen buchstäblich instrumentalisieren. Er erlaubt es, sehr gezielt auf spezifische Eigenschaften von Aufführungsorten einzugehen, was im Endeffekt die Musik nicht nur hörbar macht, sondern mitdefiniert,“ erklärt Buzzi.
Von erfüllten Hoffnungen und übertroffenen Erwartungen
Die Arbeit mit IKO, so Buzzi, erfordere einen speziellen, musikalischen Umgang und sei an völlig ungewohnte Bedingungen geknüpft. Daher war vor seinem Entschluss IKO als Instrument in seine Werke zu integrieren, keine konkrete Erwartungshaltung vorhanden, jedoch einige Hoffnungen damit verbunden, wie beispielsweise ausreichende Leistung für die Abdeckung seiner Spielorte. In der Praxis stellte sich für den Künstler heraus, dass von offenen archäologischen Schutzbauten, 20m2 großen Räumen, Industriehallen bis hin zu Stadttheatern alles vom mobilen 3D-Lautsprechersystem problemlos bespielt werden konnte. „Eine weitere Hoffnung meinerseits war es, dass sich Klänge vom Lautsprecher lösen lassen – diese Hoffnung hat sich mehr als erfüllt: mit dem geeignetem Klangmaterial ist das auf unfassbare Art und Weise möglich. Es war mein Wunsch, dass das Instrument meine künstlerischen Artefakte grundlegend verändert und IKO meine Musik nicht nur einfach hörbar macht. Um eine bestimmte räumliche Erfahrung evozieren zu können, müssen nicht nur Aufstellung und Spatialisierungsparameter, sondern auch Register, Spektren und Texturen stimmen. So fordert das Instrument neben meinem Umgang mit Räumen und Räumlichkeiten auch den mit klanglichen Parametern heraus“, erklärt Nicolas Buzzi.
Prozesse als anregendes Wechselbad
IKO verlangt von einem Künstler also sich mit neuen Möglichkeiten und Faktoren auseinanderzusetzen, damit sein volles Potenzial ausgeschöpft werden kann. Nicolas Buzzi ist von IKO fasziniert, nicht nur von seinen zugrundeliegenden akustischen Phänomenen, der hohen Auflösung und der spektralen und dynamischen Leistungswerte, sondern in erster Linie davon, was mit IKO möglich ist. Die Vorbereitungen seiner Werke und deren Inszenierungen mit IKO waren für den Künstler äußerst lehrreich. Er erklärt: „Die Arbeit mit Spiegelschallquellen ist grundsätzlich nicht arm an Überraschungen. Mit IKO wird sie um eine Vielzahl an Spielmöglichkeiten erweitert, was so gar nichts langweiliger macht. Meine Recherche- und Kompositionsprozesse sind nun umso mehr durch ein anregendes Wechselbad zwischen akustischen Täuschungen und Enttäuschungen – im wörtlichen Sinn – sowie gänzlich neuartigen Erkenntnissen geprägt.“
Neue künstlerische Möglichkeiten
Die Realisierung einer Performancearbeit von Nicolas Buzzi und Li Tavor, welche im Rahmen ihrer Musikinstallation „Talking Measures or How to Lose Track“ im Istituto Svizzero in Mailand stattfand, zeigte, dass IKO für Buzzi‘s Kunst formgebend ist. Ohne das 3D-Lautsprechsystem wäre diese Arbeit gar nicht möglich gewesen: „Die Performance ging von einer elektroakustischen, instrumentalen Anordnung für vier Spieler*innen aus: Während Li Tavor mit einem Buchla-Synthesizer klangliche Texturen erzeugte, welche ich über ein Delay-Netzwerk und IKO in den Ausstellungsraum projizierte, haben die Performenden Martina Buzzi und Teresa Vittucci durch das Verschieben einer Spiegelschallquelle in Form einer mobilen Stellwand und dem abwechselnden Einnehmen und Gestalten verschiedener Hörsituationen im Publikumsbereich eine akustisch-räumliche Dramaturgie geschaffen“, erläutert Buzzi.
Für die Oper „Il ritorno d’Ulisse in patria“ am Theater Basel komponierte Buzzi Inserts, die Passagen der Hauptrolle ersetzten. Diese elektroakustischen Abschnitte standen für eine heutige Realität, in welcher, aus Sicht des Regisseurs vergleichbar mit Odysseus, viele Menschen mit der Aneignung einer fremden Lebensumgebung konfrontiert sind. Die Erzählung wurde durch eine passende akustische Realität gestützt und IKO ermöglichte eine stimmige Verbindung von Elektronik und dem originalen Klangkörper einem Barock Ensemble – das sei, so Buzzi, nirgendwo selbstverständlich und ein Kapitel für sich.
Nicolas Buzzi über seine Pläne mit IKO:“ Derzeit bin ich mit dem Aufbau einer Infrastruktur beschäftigt, die es erlaubt, sehr tiefgreifend ortsspezifische Gegebenheiten mit Inhalten verbinden zu können. Erste Arbeiten mit IKO und dieser Methode werden am Musikfestival Bern im September uraufgeführt: „Say what? – Just paraphrasing“, ein Dialog mit Orlando die Lasso‘s „Prophetiae Sibyllarum“ und „Kein Wunder“, welches sich im Rahmen eines wissenschaftlichen Vortrags zum Thema Wunder mit akustischen Phänomenen befasst.