Entdecke die Vorteile von Pre-Mastering in deinem Master-Output und lerne sieben Techniken für deinen nächsten Mix kennen.
Auf den ersten Blick ist das Prinzip der Mix-Bus-Bearbeitung nicht besonders komplex, aber es handelt sich dabei um eine großartige Methode, wie man einem Mix den letzten Schliff gibt. Zur Verfügung stehen dir EQ, Dynamikbearbeitung und Saturation – du musst du nur noch wissen, wie man sie einsetzt.
Was ist Mix-Bus-Bearbeitung?
Bei der Mix-Bus-Bearbeitung wird der gesamte Stereomix gezielt und subtil bearbeitet, bevor er einem Mastering-Ingenieur übergeben wird. Indem die einzelnen Spuren als Gruppe durch eine Mastering-Kette gehen, bilden die Elemente eine stimmige Einheit und ergeben einen zusammenhängenden Mixdown anstelle einzelner, übereinander gestapelter Elemente.
In einigen DAWs kann ein Mix-Bus in Form eines Masterkanals eingerichtet werden. In anderen genügt es, einen Stereo-Aux-Kanal einzurichten, den alle Kanäle, Busse und Gruppen durchlaufen. Die Effekte werden dann auf den gesamten Stereomix übertragen.
Mit der Bus-Bearbeitung können außerdem die Balance angepasst sowie Phasen- und Pegelprobleme vor der Mastering-Phase überprüft werden. Bei unüberlegtem Vorgehen kann dies jedoch schnell dazu führen, dass die Dynamik gestört und die Balance des Gesamtmixes beeinträchtigt wird.
Worin unterscheidet sich die Mix-Bus-Bearbeitung vom Mastering?
Wenn du bis hierhin gelesen hast und dir die Mix-Bus-Bearbeitung noch immer wie eine schicke Umschreibung für “Mastering” vorkommt, lass dich überraschen, denn wir erklären dir den Unterschied zwischen diesen beiden wichtigen Schritten der Musikproduktion. Wie oben beschrieben, wird bei der Mix-Bus-Bearbeitung der gesamte Mix als Stereomix bearbeitet, dessen Endergebnis ein Pre-Master ist, dem letzten Schritt vor dem Mastering.
Beim Mastering handelt es sich um den letzten Schritt im Produktionsprozess, bevor ein Titel veröffentlicht wird. Egal ob dieser finale Feinschliff von einem erfahrenen Ingenieur gemacht wird oder von dir, der vielleicht erst seine ersten Schritte im Mastering macht, umfasst das Mastering eine Optimierung für die Wiedergabe in Stereo, die Dynamikbearbeitung und Anpassungen der tonalen Balance sowie administrative Aufgaben wie die Benennung und Formatierung von Dateien. Bei Projekten mit mehreren Spuren sorgt ein Mastering-Ingenieur auch dafür, dass alle Spuren eine einheitliche Lautstärke haben, damit sie nahtlos ineinander übergehen.
Wie bereits erwähnt, dient die Mix-Bus-Bearbeitung dazu, Fehler zu finden. Allerdings besteht ein weiterer Unterschied zum Mastering darin, dass es sich vielmehr um eine Optimierungsphase handelt, bei der sichergestellt wird, dass ein Track den üblichen Standards entspricht, als um die Behebung von Fehlern im Mixdown. Die Mix-Bus-Bearbeitung ist ein geeignetes Verfahren, um Probleme zu beheben, solange du noch am virtuellen Mischpult sitzt.
Übliche Taktiken bei der Bus-Bearbeitung
Was genau umfasst die Mix-Bus-Bearbeitung und welche Plug-ins sind für ein gut klingendes Pre-Master erforderlich? Zu den wichtigsten Tools gehören in der Regel ein EQ, Kompressor und Sättigungsfilter. Werfen wir einen Blick auf einige Techniken, die bei der Mix-Bus-Bearbeitung zum Einsatz kommen.
Mit der Mix-Bus-Bearbeitung beginnen
Obwohl das Thema umstritten ist und es kontraintuitiv erscheinen mag, am Ende des Signalflusses zu beginnen, empfiehlt es sich, vor dem Abmischen der einzelnen Spuren eine Mix-Bus-Bearbeitung durchzuführen. Mit anderen Worten: Beginne damit, deinem Mix den bestmöglichen Klang nur mittels der Bearbeitung des Mix-Bus zu geben. So schaffst du eine Ausgangsbasis für den Gesamtmix und kannst bei Änderungen in einzelnen Kanälen die Auswirkungen auf den Gesamtklang heraushören.
Referenz-Tracks verwenden
Das Abmischen kann eine langwierige und mühsame Aufgabe sein, die das objektive und kritische Hören beeinträchtigen kann. Neben regelmäßigen Hörpausen können Referenz-Tracks ein wichtiges Hilfsmittel sein, um dein Gehör zu kalibrieren. Setze zwei bis drei Referenz-Tracks an das Ende deines Mixes, gleiche die Lautstärke an, um jegliche Voreingenommenheit gegenüber lauteren Spuren zu vermeiden, und höre sie dir in regelmäßigen Abständen an.
Einige Plug-ins wie true:balance und true:level gehen noch einen Schritt weiter und ermöglichen es dir, deine Tracks in die Software zu laden, damit du Balance und Lautheit direkt vergleichen kannst. Das ist ein sehr nützlicher Ansatz, um Balance und Lautheit im Blick zu behalten, doch letztlich ist es wichtig, dass du dich auf deine Ohren verlässt .
Subtil vorgehen
Die Mix-Bus-Bearbeitung kann ein zweischneidiges Schwert sein. Einerseits kannst du damit Änderungen am Gesamtmix vornehmen, was schneller und CPU-effizienter ist. Bei Änderungen am Ende des Signalflusses besteht hingegen die Gefahr, dass der gesamte Mix ruiniert wird. Daher ist es wichtig, bei der Bearbeitung möglichst subtil vorzugehen. Nimm mehrere kleine Änderungen vor, die insgesamt einen größeren Unterschied im fertigen Mix bewirken. Falls eine aggressivere Bearbeitung erforderlich ist, wie z. B. die Entfernung einer unerwünschte Resonanzfrequenz oder die Reduktion eines störenden Peak, solltest du diese Probleme in den Einzelspuren beheben.
Der EQ macht den Ton
Grundsätzlich sollte der Einsatz von EQs zur Behebung größerer Probleme aus den oben genannten Gründen der Bearbeitung in den einzelnen Kanälen vorbehalten bleiben. Wenn du in den Gesamtmix zu stark eingreifst, besteht die Gefahr, dass du Frequenzen in den Spuren entfernst, die du behalten möchtest. Wenn du jedoch eine leichte
Erhöhung der Frequenzen in einem bestimmten Bereich auf der Mix-Bus-Stufe bemerkst, kannst du die betroffenen Frequenzen mit einer Absenkung von 1 dB bis 3 dB leicht abschwächen.Außerdem kannst du deinem Gesamtmix in dieser Phase etwas mehr Luft geben, um ihn offener und lebendiger zu gestalten. Hier kann ein leichter 1dB bis 2dB Shelving-EQ oberhalb von 7khz eingesetzt werden, um die Klarheit deines Mixes zu erhöhen. Obwohl man diese Techniken mit jedem EQ-Plug-in erreichen kann, ist die Emulation eines färbenden EQs empfehlenswert. Diese Art von EQ hat den Vorteil, dass er dem Mix seinen eigenen Charakter und Klang verleiht. Probiere verschiedene EQs mit ähnlichen Einstellungen aus, um herauszufinden, welcher für deinen Mix am besten geeignet ist.
Stimmiges zusammenschweißen
Dynamikprozessoren sind ein äußerst nützliches Werkzeug im gesamten Produktions- und Abmischprozess. Sie werden in erster Linie eingesetzt, um getrennte Spuren zusammenzuführen, z.B. auf einem Drum-Bus oder, wie in diesem Fall, auf einem Mix-Bus. Hierfür benötigst du einen Kompressor mit einstellbaren Reglern für Attack, Release, Ratio und Threshold.
Wie beim letzten Punkt ist auch hier ein subtiles Eingreifen, der richtige Weg. Fang mit einer niedrigen Ratio an, etwa 2:1, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Reduziere den Threshold deines Kompressors, bis du eine Gain-Reduktion von 1dB bis 2dB erreichst. Um die Transienten zu schonen, eignet sich eine mittlere bis langsame Attack-Zeit von etwa 30 ms, und die Release-Zeit sollte schnell genug sein, damit die Kompression vor dem nächsten Beat aufhört.
Sättigung hinzufügen
Die Technik hat sich seit der Zeit, in der Audio auf Band geschnitten wurde, stark weiterentwickelt. Die Vorzüge moderner Technologien und der digitalen Audiotechnik gelten im Großen und Ganzen als fortschrittlich. Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass einige old-school Tricks in den heutigen Abmischprozessen Lücken hinterlassen.
Als Nebenprodukt erzeugen Bandmaschinen ungerade Obertöne, eine leichte Kompression und Tonverschiebung. Daraus ergibt sich ein einzigartig warmer, charaktervoller Klang, der bei vielen Toningenieuren beliebt ist, da er den Mix zusammenhält. Heutzutage haben wir nicht die Mittel, um unsere Tracks auf Band zu mischen, aber es gibt Möglichkeiten, diesen Prozess mithilfe von Software zu simulieren. Es gibt zwar Plug-ins, die bestimmte Bandmaschinen nachahmen, aber mit dem in deiner DAW integrierten Sättigungseffekt kommst du dem Ganzen ziemlich nahe.
Regeln brechen
Die hier vorgestellten Techniken dienen dir lediglich als grober Leitfaden und sind keineswegs das letzte Wort in Sachen Mix-Bus-Bearbeitung. Jeder Künstler und jeder Song stellen andere Erwartungen an den Mix, es gibt also keine Einheitsgröße für alle. Das Wichtigste ist, dass du deinen Ohren vertraust und Spaß hast.
Versuche, die Reihenfolge deiner Plug-ins zu ändern oder bestimmte Parameter zwischen den Abschnitten zu automatisieren, um zwischen Strophe und Refrain zu unterscheiden. Anders als am Anfang des Artikels vorgeschlagen, kannst du deine Mix-Bus-Bearbeitung auch erst nach dem Abmischen der Einzelkanäle durchführen. Wie für vieles gilt auch hier, dass es am Anfang besonders sinnvoll ist, verschiedene Techniken, Verfahren, Ansätze und Plug-ins auszuprobieren, damit du schnell herausfindest, was für dich das Richtige ist.