Der vergessene Held der Tonstudios hat mehr kleine Revolutionen durchgemacht, als du vielleicht denkst – und wir haben die neueste in petto.
Du bist wahrscheinlich mit Noise oder Audio Gates vertraut. Sie zählen zwar nicht zu den aufsehenerregendsten Musikproduktionstools, aber im Laufe der Jahre haben Noise Gates den Klang ganzer Musikgenres maßgeblich geprägt. Während Noise Gates ihr Dasein als rein praktikables Gerät begannen, entdeckten Produzenten und Toningenieure recht schnell innovative neue Möglichkeiten, sie einzusetzen.
In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, wie sich Gates im Lauf der Zeit verändert und ihre Anwendungsbereiche erweitert haben.
Viele betrachten den Keyable Program Expander – auch Kepex genannt – als das erste kommerzielle Noise Gate. Es handelte sich um ein kleines 500er-Modul, das von Allison Research entwickelt wurde, um das Problem des Rauschens im Signalweg zu lösen. 1970 kam das Kepex in den Handel und es dauerte nicht lange, bis findige Toningenieure erkannten, dass sich mit diesem praktischen Helferlein auch die Dynamik von Aufnahmen verbessern ließ.
Ein Jahrzehnt später warf Drawmer mit dem DS201 seinen Hut in den Ring. Hierbei handelt es sich um ein Dual Gate, das das Konzept des Kepex aufgriff, eine Vielzahl von weiteren Funktionen mitbrachte und so den neuen Standard für Noise Gates setzte. Die Möglichkeit, frequenzselektive Filter einsetzen zu können, ermöglicht es Toningenieuren, das Signal zu verfeinern, das das Gating-Signal auslöst – egal ob es sich um einen externen Input oder ein internes Signal handelt.
Neben den Attack- und Release-Parametern lässt der Hold-Parameter eine Kontrolle über die Kontur des Signals zu.
Ducking Control ermöglicht es, den Pegel des Signals zu reduzieren, anstatt das Gate zu öffnen, wenn der Detektor aktiv ist. Ein „Key Input“ (was wir heute als externen Sidechain-Input bezeichnen würden) ist ebenfalls vorhanden. Trotz seiner Einführung vor 40 Jahren ist der DS201 auch heute noch auf dem Markt erhältlich.
Gates wurden also von Beginn an vielfältig eingesetzt. Schauen wir uns einige dieser verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten an und wie sie sich im Laufe der Jahre verändert haben.
Gates zur Beseitigung von Brummen und Zischen
Wie bereits erwähnt, bestand der Hauptzweck eines Gates darin, Geräusche von Bandmaschinen und elektrisches Rauschen von Aufnahmen mit hohem Grundrauschen zu entfernen – Probleme, die sich im Allgemeinen mit dem technologischen Fortschritt verringert haben. Dies wurde erreicht, indem der Threshold oder die Empfindlichkeit des Gates höher eingestellt wurde als der Pegel des unerwünschten Rauschens, aber niedriger als der Pegel des aufgezeichneten Audiomaterials. Dies war besonders bei Gitarrenaufnahmen hilfreich, da Gitarrenverstärker meist ziemlich viel Rauschen verursachen – was einem Gitarren-Amp oft auch seine Anziehungskraft verleiht. Overdubbing kann auch zu einer Ansammlung unerwünschten Rauschens führen und Gates wurden auch hier in gleicher Weise eingesetzt, um dieses Problem in den Griff zu bekommen.
Gates zur Entfernung von Übersprechen
Gates sind jedoch nicht nur in der Lage, elektrisches und mechanisches Rauschen zu entfernen. Mit derselben Technik können Gates auch übersprechende Signale und/oder unerwünschte Raumgeräusche aus Aufnahmen entfernen. Das ist besonders nützlich bei Schlagzeugaufnahmen, da hier viele laute Elemente sehr nah beieinander aufgenommen werden. Aus diesem Grund war die Einführung von Attack- und Hold-Reglern bei späteren Gate-Modellen eine willkommene Ergänzung, da so die verschiedenen Teile eines Schlagzeugs entsprechend betont oder abgeschwächt werden können. Beispielsweise kannst du die Transienten einer Snare mit einer langsameren Attack-Zeit dämpfen oder ein ausklingelndes Ride-Becken mit kürzeren Hold- und Release-Zeiten straffen.
Diese Anwendung wird durch die Instrumentenprofile von smart:gate noch einfacher gemacht, da sie das Signal analysieren und feststellen, welche Parts – je nach vom Nutzer festgelegtem Profil – gegated werden sollen.
Fortgeschrittenere Rauschentfernung
Obwohl die Technologie der Gates – wenn es darum geht, unerwünschtes Rauschen in den Griff zu bekommen – relativ alt ist, wurde das gleiche Konzept auch auf neue Lösungen für das Entfernen von Rauschen angewendet. Es gibt einige Rauschentfernungs-Plugins auf dem Markt und sie alle bieten einen anderen Zugang, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Eine moderne Methode zur Entfernung des Rauschens aus einem komplexen Signal besteht darin, ein komplexes Netzwerk clever konfigurierter frequenzselektiver Gates zu verwenden. Dies unterstreicht die Leistungsfähigkeit von Noise Gates, wenn sie in komplexeren Anwendungen eingesetzt werden.
Der Gated Reverb-Effekt
Die vielleicht bekannteste Verwendung eines Gates, selbst für diejenigen, die nichts über Musikproduktion wissen, ist der klassische Gated Reverb-Effekt. In den 80er Jahren berühmt gemacht von Künstlern wie Peter Gabriel, Kate Bush und Prince, hat die einfache, aber effektive Technik in den letzten Jahren eine Art Auferstehung erlebt. Rihanna, Dua Lipa und Beyoncé sind einige der zeitgenössischen Popkünstler, die diesen ganz besonderen Sound in ihre Produktionen implementiert haben.
Um diesen Effekt zu erreichen, wird einem musikalischen Element – in der Regel einer Snare- oder Tom – ein dichter Reverb-Effekt auferlegt, gefolgt von einem Gate. Durch eine sorgfältige Konfiguration der Threshold-, Attack-, Hold- und Release-Parameter des Gates, kannst du den Klang des Signals formen – normalerweise so, dass die Hallfahne abrupt vom Gate zu einem bestimmten Zeitpunkt abgeschnitten wird.
Diese Technik ermöglicht es dir, musikalischen Elementen Räumlichkeit und Charakter mit dem Eindruck eines längeren Reverbs zu verleihen, ohne den gesamten Mix mit einem langen, ausgewaschenen Reverbsound zu überladen. Die Gate-Einstellungen können auch zwischen Abschnitten automatisiert werden, um unterschiedliche Raumebenen zu erzeugen.
Trance-Gating
Ein aussichtsreicher Kandidat für den bekanntesten gate-basierten Effekt ist das Trance-Gate. Niemand weiß genau, wer die Technik hinter dem Trance-Gating erfunden hat oder wann sie das erste Mal angewendet wurde, aber wie bei der Gate-Reverb-Technik wurde dieser ganz besondere Effekt, der eine rhythmische Modulierung der Lautstärke zur Folge hat, in der heutigen musikalischen Landschaft wiederbelebt und neu interpretiert. Bicep, Fred Again und Ross from Friends nutzen die Trance-Gating-Technik häufig, um Pads, Synth-Linien und Vocal-Samples zu rhythmisieren.
Dieser Sound wird mit einem Gate erzeugt, das mit einem „Key“- oder „External“-Input ausgestattet ist. Wenn du ein kurzes und knackiges Signal, wie beispielsweise einen Rimshot, an das Gate sendest, öffnet sich das Gate entsprechend dem Pegel des externen Signals, nicht dem des Internen. Nimmst du beispielsweise einen anhaltenden Pad-Klang und sendest einen sich in 16tel-Noten-wiederholenden Rimshot an den Key-Eingang des Gates, erhältst du einen 16tel-Noten-Pad-Klang. Natürlich kannst du diesen Sound auch mit einem Volume-Shaper erreichen. Die Nutzung eines Gates hat jedoch den Vorteil, dass du jederzeit Steps im Rhythmus hinzufügen und entfernen oder den Pegel und die Kontur des Klangs mit den Gate-Einstellungen anpassen kannst. Außerdem kannst du die Einstellungen des Gates problemlos automatisieren, um Spannung oder Variationen in deinem Track zu erzeugen.
Expansion
Auf die gleiche Weise wie ein Limiter ein Kompressor mit einer unendlichen Ratio ist, ist ein Gate ein Expander mit einer unendlichen Ratio. Mit dieser Idee im Hinterkopf ist es möglich, dynamische Expansion auf einen Sound anzuwenden, indem man ein Gate mit einer einstellbaren Ratio verwendet. Diese Funktion ist bei herkömmlichen Hardware-Gates nicht üblich, jedoch verfügen viele moderne Software-Gates über dieses Feature.
Expansion ermöglicht es dir, den Pegel von allem unterhalb des Thresholds zu reduzieren, was zur Erhöhung des gesamten Dynamikbereichs führt. Das ist besonders nützlich, wenn du nur Hintergrundgeräusche abschwächen, sie aber nicht vollständig stummschalten möchtest, wie es mit einem Gate der Fall wäre. Wenn du beispielsweise einen natürlichen Raumsound in einer deiner Aufnahmen gut findest, ihn aber im Vergleich zum trockenen Signal etwas leiser machen möchtest, kannst du das so erreichen.
Wie geht es mit dem Gate weiter?
Wenn du bis hierhin gelesen hast, fragst du dich vielleicht, wie der nächste Evolutionsschritt von Gates aussieht – insbesondere da der 40 Jahre alte Drawmer DS201 immer noch eine sehr gute Wahl für diejenigen ist, die auf der Suche nach einem Hardware-Kompressor sind. Nun, das traditionelle Gate bringt Nachteile mit, über die du hier mehr erfahren kannst. Ein willkommener Neuzugang zu unserer smart:-Serie löst all diese Probleme durch die clevere Implementierung von moderner KI-gestützter Musikproduktionstechnologie. sonible‘s smart:gate ist in der Lage, alle Tricks und Techniken abzudecken, die in diesem Artikel behandelt wurden. Dank der KI-Funktionen kannst du das Zielsignal für das Gating ganz genau bestimmen. Die vordefinierten Klangprofile ermöglichen es dir, die Art des Klangs, den du verarbeiten möchtest, anzugeben. Das hat im Vergleich zu einem herkömmlichen Gate ein wesentlich präziseres Gating zur Folge.
Beispielsweise gibt es Elemente einer Snare und einer Tom, die klanglich gleich sind. Das sonible smart:gate kann zwischen beiden Instrumenten problemlos unterscheiden. Wenn du also eine Snare gaten möchtest, wähle einfach das Snare-Profil aus und keine anderen Elemente sollten das Gate fälschlicherweise auslösen. Mit anderen Worten, smart:gate wird von den Informationen, die das jeweilige Signal bereitstellt, gesteuert, nicht von der Lautstärke. Zusätzlich zu seinen KI-gestützten Funktionen bietet smart:gate viele weitere nützliche Funktionen, die du wahrscheinlich nirgendwo anders finden wirst. Bedienelemente wie Level Bias und Tolerance ermöglichen es dir, Feinabstimmungen vorzunehmen, wie das Plugin auf das ausgewählte Ziel reagiert. Natürlich kannst du smart:gate immer noch als „klassisches“, nicht inhaltsbewusstes Gate verwenden. Der Band-Suppression-Modus ermöglicht es Nutzern, die Stärke des Gating-Effekts unabhängig in drei einzelnen Bändern fein abzustimmen. Das bedeutet, dass du bei der Bearbeitung eines Instruments mit einem breiten Frequenzbereich, beispielsweise einer Snare oder Tom, steuern kannst, wie stark das Gating auf den Transienten im Verhältnis zum Korpus ist und umgekehrt. Wenn du den nächsten Schritt in der Evolution von Audio-Gates erleben möchtest, lade dir jetzt eine kostenlose und voll funktionsfähige Testversion von smart:gate herunter oder leg dir unser smart:bundle zu.