In diesem Artikel lernst du diese Technologie der dynamischen Bearbeitung zu verstehen und wie du sie bei deinen eigenen Mixing- und Mastering-Projekten anwenden kannst.
Die spektrale Kompression ist eine Schlüsseltechnologie unseres Flaggschiff-Kompressors smart:comp 2. Mit diesem Ansatz können sowohl Produzenten als auch Mixing- und Mastering Profis Audio mit einer viel höheren Auflösung komprimieren, was zu klareren und besseren Abmischungen führt.
In diesem Artikel werden wir einige der vielen Anwendungsbereiche der spektralen Kompression aufzeigen, was sie besser macht als herkömmliche Kompressoren und welche Dinge sie kann, die traditionelle Kompressoren eben nicht können. Wir hoffen dich in diesem Artikel dazu zu inspirieren, die spektrale Kompression auch in deinen eigenen Projekten einzusetzen.
Wenn du die in diesem Artikel besprochenen Techniken ausprobieren möchtest, kannst du dir die Testversion von smart:comp 2 herunterladen und 30 Tage lang kostenlos testen.
Was ist spektrale Kompression?
Bevor wir die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten der spektralen Kompression aufzeigen, erklären wir zunächst, was genau Spektralkompression ist.
Du kannst dir Spektralkompression wie einen super-detaillierten Multiband-Kompressor vorstellen. Während ein herkömmlicher Multiband-Kompressor über drei, vier oder fünf Bänder verfügt, die separat komprimiert werden können, komprimiert unser smart:comp 2 mit spektraler Verarbeitung bis zu 2.000 Bänder separat.
Das Ausmaß der Spektralkompression kann in smart:comp 2 eingestellt werden. So kannst du ein Gleichgewicht zwischen der Klarheit, die die frequenzabhängige Verarbeitung mit sich bringt, und dem ursprünglichen Charakter oder einer Breitbandkompression herstellen.
Bei Multiband-Kompressoren werden die Einstellungen pro Band vorgenommen. Bei der sehr hohen Auflösung der Spektralkompression hingegen werden die Einstellungen für ein Band meist durch eine Regel, einen Algorithmus oder als Teil des Plugin-Codes definiert.
Darüber hinaus kann smart:comp 2 mit Spectral Link die spektrale Kompression nur auf einen bestimmten Bereich des Frequenzspektrums anwenden. Das eröffnet viele interessante Einsatzmöglichkeiten, darunter auch sehr präzises De-Essing, auf das wir später noch eingehen werden.
Weitere Informationen zur Funktionsweise der Spektralkompression findest du in unserem Artikel zur spektralen Verarbeitung in smart:comp 2.
Spektrale Kompression für mehr Klarheit
Der Hauptgrund für den Einsatz spektraler Verarbeitung in deinen Mischungen ist wahrscheinlich, dass du für Klarheit und eine tonale Ausgewogenheit sorgen möchtest. Aber was verstehen wir unter diesen Begriffen?
Denken wir einen Moment darüber nach, wie ein herkömmlicher Breitband-Kompressor funktioniert. Der Nutzer stellt einen Threshold ein und wenn ein Teil des eingehenden Audiomaterials den Schwellenwert überschreitet, wird das Audiomaterial unabhängig seiner Frequenzgewichtung geduckt.
In der Praxis bedeutet das, dass Audiodaten, die Informationen über das gesamte Frequenzspektrum enthalten, auf unerwünschte Weise komprimiert werden können. Ein klassisches Beispiel hierfür ist ein elektronischer Schlagzeugbeat, der eine markante Kick Drum mit viel Bassanteil enthält. Mit einem Einband-Kompressor auf dem Master-Bus werden beim Spielen der Kick die Mitten und Höhen des gesamten Drumbeats mitkomprimiert, in Folge verlieren diese beiden Bereiche an Klarheit und Kraft.
Veranschaulichen wir dies anhand von Audiobeispielen. Wir werden diesen elektronischen Drum-Loop verwenden.
Hier ist derselbe Drum-Loop, ausgestattet mit einer einfachen Breitand-Kompression.
Wenn wir den Spectral-Comp.-Regler auf 0 stellen, können wir ihn wie einen herkömmlichen Einband-Kompressor verwenden. Wie du hören kannst, sind die Höhen des Drumloops bei der Einbandkompression weniger stark ausgeprägt als beim unkomprimierten Loop.
Nun wenden wir Spektralkompression an, um zu sehen, wie sich der Sound unterscheidet.
Wir stellen den Spectral-Comp.-Regler auf den Maximalwert (150).
So klingt der komprimierte Drumloop jetzt mit spektraler Kompression. Alle anderen Einstellungen wie Ratio, Threshold, Attack und Release sind identisch mit dem vorherigen Beispiel.
Jetzt ist die Bassdrum gezähmter, während die oberen Frequenzen noch Luft zum Atmen haben. Dank der Spektralkompression wird jeder Teil des Frequenzspektrums als eigenständige Einheit komprimiert.
Sidechain-spezifische Bereiche
Sidechain-Kompression ist nichts Neues. Die meisten Produzenten erwarten beim Kauf eines Kompressor-Plugins, dass dieses ein externes Sidechain-Routing mitbringt. Die Kombination aus externer Sidechain-Kompression und Spektralkompression in smart:comp 2 ist jedoch einzigartig – und diese Kombination hat es in sich!
Um diese Technik zu demonstrieren, werden wir das typischste Szenario der Sidechain-Kompression verwenden: Das Sidechaining einer Kick Drum auf einen Bass-Kanal, um den Bass aus dem Weg der Kick zu räumen.
Hier haben wir einen Track mit einem anhaltenden Subbass und einer Four-To-The-Floor Kick.
Die Kick wird vom Bass verdeckt, da beide Spuren eine Menge Frequenzinformationen im Subbassbereich enthalten. Wir nutzen die spektrale Sidechain-Kompression, um dieses Problem in den Griff zu bekommen.
Lade zunächst sonible smart:comp 2 auf den Basskanal.
Route als nächstes den Kick-Kanal zum Sidechain-Input von smart:comp 2. In Ableton Live 11 geschieht dies über die kleine Plugin-Oberfläche im Device View. Wie du diesen Schritt in der DAW deiner Wahl umsetzt, kannst du im jeweiligen Benutzerhandbuch nachlesen.
Nachdem die Kick zu smart:comp 2 geroutet wurde, aktivieren wir nun External Sidechain über die Benutzeroberfläche von smart:comp 2. Die Schaltfläche befindet sich oben links.
Jetzt wird smart:comp 2 nicht mehr durch den Bass-, sondern durch den Kick-Channel ausgelöst. Wir können dies auch durch eine visuelle Darstellung im Plugin sehen, wenn wir den Track abspielen.
Es ist an der Zeit, unsere Kompressor-Einstellungen vorzunehmen. Wir wollen einen schnellen Attack und Release, so dass der Bass nur dann geduckt wird, wenn die Kick gespielt wird. Außerdem müssen wir sicherstellen, dass Spectral Ducking auf der höchsten Stufe eingestellt ist. So stellen wir sicher, dass der Basskanal nur bei den Frequenzen komprimiert wird, bei denen er mit der Kick Drum kollidiert, während alle anderen Frequenzen unkomprimiert sind und so die maximale Leistung erhalten bleibt.
Wir stellen die Ratio auf 10:1 ein – für ein maximales Ducking – und bestimmen mithilfe unserer Ohren den besten Pegel für den Threshold.
Wenn wir uns die Mischung jetzt noch einmal anhören, ist die Kick Drum im Low-End viel präsenter, während der Bass seine Kraft und Klarheit behält.
Wenn du mehr über die Verwendung von Sidechain-Kompression in Verbindung mit spektraler Kompression erfahren möchtest, solltest du dir das folgende YouTube-Tutorial über Spektralkompression und Ducking in smart:comp 2 ansehen.
Präzises De-Essing
Lass uns zum Schluss noch einen Blick auf die Leistungsfähigkeit der Spektralkompression in Kombination mit der Spectral-Link-Funktion in smart:comp 2 werfen.
Spectral Link ist eine Funktion, mit der man sich auf einen bestimmten Teil des Frequenzspektrums fokussieren und die Spektralkompression nur in diesem Bereich anwenden kann. Ein hervorragendes Beispiel für den nützlichen Einsatz dieser Funktion ist das De-Essing. TIPP: Du bist auf der Suche nach einem Plug-in, das sich ausschließlich der kniffligen Aufgabe des De-Essings widmet und automatische Zischlaut-Detektion bietet? Dann solltest du dir unser Plug-in smart:deess genauer ansehen.
Wir werden dies anhand einer Voiceover-Aufnahme demonstrieren.
In dieser Audioaufnahme sind eine Menge Zischlaute zu hören.
Als Zischlaute bezeichnet man das Phänomen, wenn Ess- und T-Laute in Audioaufnahmen harsch und laut zu hören sind. Diese Klänge sind besonders energiereich und treten typischerweise im Frequenzbereich von 5 kHz bis 8 kHz auf.
In diesem Audiobeispiel hören wir Zischlaute bei den Wörtern “simulates” und “space”.
Wir laden smart:comp 2 auf den Kanal, stellen Spectral Link auf 100 und setzen die Range auf über 5 kHz.
Durch das Einstellen von Spectral Link auf den Wert 100 stellen wir sicher, dass außerhalb des eingestellten Bereichs keine Kompression stattfindet. Wenn Spectral Link auf 0 eingestellt ist, wird eine typische Breitbandkompression außerhalb des definierten Bereichs angewendet.
Jetzt, mit einem Verhältnis von etwa 3,5:1, einem Threshold, der so eingestellt ist, dass er nur die Zischlaute unterdrückt und dem Spectral-Comp.-Paramter mit einem Wert von 150 wird die tonale Ausgewogenheit des Voiceovers beibehalten, während die Zischlaute jetzt weniger prominent sind. So klingt unser Voiceover jetzt weniger harsch als zuvor.
Weitere Tutorials und Inspirationen zur Verwendung unserer Plugins findest du in Artikeln wie “Wie sonible Spektralverarbeitung umsetzt“, “Die 9 Regeln für Tiefe beim Mixen” und “Das Problem mit Audio Gating“.
Wenn du smart:comp 2 und seine spektralen Kompressionsfunktionen selbst ausprobieren möchtest, lade dir jetzt die kostenlose 30-Tage-Testversion herunter.