Sidechain, Sidechain-Filtering, externe Sidechain – wo der Begriff Sidechain auftaucht, folgen oft auch Verwirrung und Verwechslungen, besonders in Verbindung mit Kompression. In diesem Artikel erklären wir euch die technischen Hintergründe und Einsatzbereiche von Sidechains in unterschiedlichen Situationen.
Externe Sidechain
Der Begriff „Sidechaining“ ist dir vermutlich im Zusammenhang mit DAWs und Plug-ins bekannt. Hier handelt es sich um eine Technik, bei der man das Signal einer Spur an den externen Sidechain Input eines Plug-ins in einer anderen Spur sendet.
Typische Anwendungsbereiche dafür sind das Sidechain-Ducking bei Kompressoren (siehe Beispiel 1), die Möglichkeit Kanäle automatisch samplegenau aneinander auszurichten (sogenanntes time alignment) oder aber auch die Steuerung von Effekten über externe Signale (z.B.: als Modulationseffekt).
Interne Sidechain
Der Begriff „Sidechain“ taucht auch im Zusammenhang mit der internen Funktionsstruktur von Kompressoren und anderen Audioeffekten auf. Jeder Effekt, der darauf basiert, dass bestimmte Signaleigenschaften einen Effekt auslösen (z.B.: der Signalpegel bei Kompressoren) besteht aus einem Analysepfad und einem Effektpfad.
Der Analysepfad wird in einem technischen Kontext oft „Sidechain“ oder „interne Sidechain“ genannt – da das Signal in diesem Pfad ausschließlich dafür verwendet wird, um die Steuerparameter für den Effekt(pfad) zu berechnen. Anhand des Beispiels eines Kompressors, bestimmt also das Signal im Analysepfad (auch Triggersignal genannt) darüber wie stark das Signal im Effektpfad komprimiert wird (siehe Beispiel 2).
Sidechain-Filtering
Die Technik des Sidechain-Filtering erlaubt es, das Signal im Analysepfad eines Kompressors mit einem EQ zu bearbeiten, bevor die Pegelreduktion berechnet wird. Somit kann man beispielsweise bestimmte Frequenzbereich überbetonen, damit der Kompressor stärker reagiert, wenn Signale in diesem Bereich vorhanden sind. Ein weiteres Beispiel wäre, das Signal im Analysepfad mit einem Hochpass zu versehen, damit der Kompressor nicht auf tieffrequente Signalanteile reagiert.
Um ein gefiltertes Triggersignal zu erzeugen könnte man das Signal auf einen zusätzlichen Bus senden, dort mit einem EQ bearbeiten und über die externe Sidechain das Signal in den Analysepfad eines Kompressors leiten – oder man spart sich diesen Umweg und verwendet einen Kompressor mit integriertem Sidechain-Filtering – wie smart:comp 2.
Beispiele:
Externe Sidechain (Sidechain Ducking )
Im Falle von Sidechain Ducking, ist das Signal im Analysepfad das Signal einer anderen Audiospur. Typische Anwendungsbereiche für Sidechain Ducking sind die automatische Pegelreduktion eines Signals während ein Stimmsignal vorhanden ist (Kompression: Musik / Sidechain: Stimme), oder auch das Ducking eines Basstracks bei jedem Kick (Kompression: Bass / Sidechain: Kick).
Synthesizer raw:
Synthesizer with reverb – no sidechain ducking:
Synthesizer with reverb – with sidechain ducking:
Interne Sidechain, kein Filter
Zwei Pfade – ein Signal: Bei Kompressoren sind die Signale im Analyse- und Effektpfad normalerweise ident. Hier wird das Eingangssignal einfach abgezweigt und in die Analyse geschickt.
Beispiel eines House Tracks ohne Sidechain-Filtering
Interne Sidechain + Filter Block
Zwei Pfade – zwei unterschiedliche Signale: Beim Sidechain-Filtering wird das interne Sidechain-Signal gefiltert, bevor es in die Analyse weitergeschickt wird. Der angewandte Filter dient also nur der Analyse. Die Pegelreduktion erfolgt ausschließlich im Effektpfad, also im ursprünglichen Eingangssignal.
Derselbe House Track mit Sidechain Filtering: Low-Pass-Filter bei der Kick
Derselbe House Track mit Sidechain Filtering: High-Pass-Filter bei der Snare