14 Tipps und Techniken zum Abmischen von Vocals – von basic zu fortgeschritten

August 29, 2024 | How-to

Neue Ideen und bewährte Taktiken zur Verbesserung des Gesangs in deinem Mix – für Anfänger und Fortgeschrittene.

Der Gesang ist wahrscheinlich das wichtigste Element eines jeden Songs. Er verbindet sich mit dem Hörer auf einer zutiefst menschlichen Ebene und seine Unvollkommenheit kann seine größte Stärke sein. Aber wenn eine Stimme nicht ganz richtig klingt, kann das Zuhörende richtig irritieren. Menschen sind sehr empfindlich was Vocals angeht – das wird dich bestimmt nicht überraschen.

Es gibt viele Taktiken, um einen besseren Gesangssound zu erzielen. Wir haben in diesem Artikel eine Reihe von Techniken zusammengestellt, die Produzenten auf allen Leveln helfen – vom Anfänger bis zum Profi. Von grundlegenden Mixing-Tricks über fortgeschrittene Techniken bis hin zu kreativen Ideen, um eine Stimme herausstechen zu lassen. Wir fangen mit den Grundlagen an und werden im Laufe dieser 14 Tipps für das Abmischen von Vocals nach und nach fortgeschrittenere Lösungen vorstellen.

1. Richtig anfangen

Jeder ausgebildete Mischtechniker weiß: Wenn das Material, mit dem man arbeitet, nicht gut genug ist, wird auch der Mix nicht gut genug sein. Eine gute Aufnahme ist das A und O. Wenn du jedoch mit schlechten Aufnahmen arbeiten musst, gibt es Software, die dir helfen kann.

Plugins und Software zur Rauschunterdrückung zielen darauf ab, alle Arten von unerwünschten Geräuschen zu entfernen, einschließlich elektrischem Rauschen, Brummen, Atemgeräuschen, Raumhall und mehr. Wenn diese Plug-ins es schaffen Störgeräusche zu entfernen, die deine Vocal-Aufnahmen plagen, ohne dabei Verarbeitungsartefakte zu verursachen, wird dein Mixdown dadurch nur besser.

2. Ride the levels

Gesang ist eine sehr dynamische Klangquelle, und die Darbietung erfolgt in der Regel direkt vor dem Mikrofon. Wenn du eine rohe Vocal-Aufnahme hast, könnte eine der ersten Entscheidungen beim Abmischen sein, einen EQ, Kompressor oder etwas Hall hinzuzufügen. Es gibt jedoch einen grundlegenderen Schritt, der zuerst erfolgen sollte: Das Level-Riding. Um Level-Riding anzuwenden, verwenden wir den Gain eines Audioclips (bevor der Track unseren Mixer und die Effekte erreicht) oder einen Gain-Control am Anfang der Signalverarbeitungskette. Der Hardware-Regler, der an einem analogen Mischpult genutzt wird, ist der ‘Trim‘-Gain, der das Level des Signals auf dem Weg in das Mischpult steuert.

Ziel ist es, laute Parts zu reduzieren und/oder leise Parts zu verstärken, um die Pegel unter Kontrolle zu bringen, bevor eine weitere Bearbeitung überhaupt in Betracht gezogen wird. Dies klingt ähnlich wie die Auswirkung eines Kompressors, jedoch können die Ergebnisse mit Level-Riding viel ‘detaillierter‘ oder ‘langsamer‘ sein, da der Gain von Wort zu Wort oder sogar von Satz zu Satz geändert wird.

3. Hinzufügen von Delay: Warum wir ein Echo erzeugen

Delay ist ein echter Klassiker für die Bearbeitung von Vocals, der in der Geschichte der Musikproduktion auf viele Arten eingesetzt wurde. Von den kurzen Delay-Zeiten eines Slapback-Delays im Stil von John Lennon bis hin zum viertel-taktigen oder halb-taktigen Timing einer Rock-Power-Ballade – das Delay funktioniert richtig gut in vielen Kontexten, wenn es um Gesang geht.

Delay erzeugt ein Gefühl von Raum, genau wie Reverb, aber auf rhythmische Art und Weise. Man könnte sagen, dass Reverb und Delay das Gleiche tun, aber mit etwas unterschiedlichen Herangehensweisen, weshalb man oft beide Tools auf eine Stimme anwendet. Der Trick liegt im Routing ihrer Signale: Profitiert deine Stimme davon, wenn das Delay in den Reverb läuft oder wenn du die Effekte vertauschst? Oder ist es besser, wenn beide Effekte komplett parallel arbeiten?

4. Stereo-Kontrast für Vocals

Beim Abmischen kann die Entscheidung über die Stereoeigenschaften eines Elements zu einem echten Dilemma werden. Wenn du einem Element eine große Portion Breite verleihst, klingt es beeindruckender, erhält mehr Aufmerksamkeit und kann den Song dominieren, wenn du das möchtest. Hält man ein Element hingegen schmal, kann man es besser fokussieren, so dass es zentral und kraftvoll klingt und dabei immer in Phase bleibt. Wie solltest du deine Vocals behandeln?

Es gibt eine Möglichkeit, beides zu bekommen: Halte den Leadgesang zentral, fokussiert und kraftvoll und mache den anderen Teil des Gesangs – die Backing-Vocals oder den Hall – zum breiten, beeindruckenden, räumlichen Element. Wenn du verschiedene Teile der Stimme unterschiedlich behandelst, kannst du das Beste aus beiden Welten herausholen.

5. Vers, Chorus, Verse, Bridge…

„Set it and forget it“, muss nicht das Mantra in einem digitalen Mixing-Workflow sein. Nur weil du die perfekte Gesangsmischung für die Strophe hast, heißt das noch lange nicht, dass die gleiche Einstellung auch für den Refrain, die Bridge, das Outro, die Coda … oder was auch immer die Struktur deines Projekts sonst noch vorsieht, geeignet ist.

Um zum Beispiel das Gefühl des Gesangs im Refrain zu verändern, solltest du das Hallsignal oder das Pre-Delay erhöhen, den Lead-Gesang stärker komprimieren oder seine Frequenzen mit dem EQ verändern.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese Mischungsänderungen von Abschnitt zu Abschnitt zu erreichen: Du kannst die Parameter mit Hilfe einer Automation ändern oder jeden neuen Abschnitt in einen eigenen, völlig neuen Kanal aufteilen, um eine separate Effektkette auf diesen anzuwenden.

6. Sidechain-Kompression auf einem Bus

Wenn du Delay und Reverb auf einem Bus verwendest, gibt es eine sehr einfache Möglichkeit, diese Effekte schnell zu bereinigen. Füge dem Bus nach dem Effekt einen Kompressor hinzu, stelle eine langsame Release-Time (oder eine lange Hold-Time) ein und füttere seinen Sidechain-Eingang mit dem Hauptgesang (dem Channel, der auch den Bus selbst speist).

Der Effekt sollte sein, dass die gesamte Verarbeitungskette auf dem Bus geduckt wird, wenn der Gesang zu hören ist, und wieder anschwillt, sobald der Gesang endet oder während der Pausen zwischen den Gesangsstücken.

7. Unmasking von konkurrierenden Instrumenten

Ein wichtiger Teil des Abmischens besteht darin, zwei Instrumente zu nehmen, die in irgendeiner Weise miteinander konkurrieren und diesen Konflikt zu schlichten. Bei aufeinanderprallenden Frequenzen kannst du diese Frequenzen in einem der Kanäle absenken, du kannst aber auch beide Kanäle im Stereopanorama auf gegenüberliegenden Seiten platzieren. Auch das Anpassen der Lautstärkeverhältnisse – indem der Pegel des einen Elements über den des anderen gehoben wird – kann hier helfen.

Unmasking lässt sich aber noch einfacher und schneller anwenden, mit einem Plugin, das automatisch Überschneidungen zwischen Instrumenten erkennt und diese intelligent reduziert. pure:unmask ist ein solches Plugin, das du über die pure:unmask-Produkseite 30 Tage lang kostenlos testen kannst.

8. Dynamic EQ

Ein EQ ist ein statisches Tool, das bei einer bestimmten Frequenz eine Verstärkung oder Absenkung vornimmt, unabhängig davon, wie sich das Signal verhält, das es durchläuft. Das ist in den meisten Fällen auch vollkommen ausreichend. Wenn du jedoch etwas Reaktionsfähigeres brauchst, solltest du einen dynamischen EQ ausprobieren. Ein dynamisches EQ-Band verhält sich ähnlich wie ein Kompressor, um seinen Gain abhängig vom Level, das es durchläuft, zu beeinflussen.

Einfach ausgedrückt: Wenn du ein dynamisches EQ-Band einrichtest, kann es als Schutzmechanismus dienen, wenn beispielsweise ein Sound zu harsch wird, aber ihn in Ruhe lässt, bevor dieser Threshold erreicht ist. Mit einem dynamischen EQ kannst du einen De-Esser mit nur einem Band einrichten, das bei sehr hohen Frequenzen zwischen 4kHz und 10kHz aktiv ist.

9. Statte deine Vocals mit der richtigen spektralen Balance aus

Jede menschliche Stimme ist anders, ebenso wie jeder Song. Aus diesem Grund gibt es keinen idealen Weg, Gesang mit einem statischen EQ zu bearbeiten, da sich die Bereiche, die Kraft oder Charakter mitbringen, mit jeder Note ändern können. Es gibt jedoch einen anderen Weg, um sicherzustellen, dass eine Gesangsspur richtig ausbalanciert ist und so ihren Platz im Gesamtmix einnimmt.

Mit einem Tool wie pure:EQ und der Wahl des Vocal-Profils kannst du die Besonderheiten der Gesangsstimme hervorheben und die Frequenzen, die keine entscheidende Rolle spielen, abschwächen.

spectral-balance

10. Die richtige Tiefe festlegen

Gesang ist fast immer ein vorderes Element der Mischung. Ausnahmen bestätigen die Regel – Backing Vocals und bestimmte Trackabschnitte eingeschlossen. Damit der Gesang in der Mischung mehr in den Vordergrund gerückt wird, ist eine Kombination von Faktoren erforderlich: EQ, Reverb-Einstellungen und weitere Prozesse spielen eine Rolle. Wenn du gleichzeitig sicherstellst, dass andere Elemente ‘weiter weg‘ gerückt werden, entsteht der Eindruck, dass der Gesang ganz nah ist.

Alles Wissenswerte zum Thema Tiefe beim Abmischen findest du in unserem Artikel Die 9 Regeln für Tiefe beim Mixen.

11. Probiere mehrere Dynamikprozessoren in Folge aus

Bei der seriellen Kompression wird ein schneller Kompressor verwendet, um extreme Transienten abzuschneiden – mit hohen Threshold- und Ratio-Werten – und anschließend ein langsamerer Kompressor, um mit niedrigeren Threshold- und Ratio-Einstellungen mehr Charakter zu erzeugen.

Der Punkt ist, dass jeder Prozessor – jeder Kompressor – auf seine Aufgabe spezialisiert ist. Der schnelle Kompressor wird nicht durch anhaltende Sounds ausgelöst, und der Charakterkompressor wird nicht durch plötzliche Spitzen in die Irre geführt, da diese bereits abgeschnitten wurden.

12. Mit parallelen Channels mischen

Die parallele Verarbeitung ist eine Technik, die du vielleicht von der Verwendung eines harten Kompressors oder eines Reverb-Plugins kennst, bei der der ursprüngliche Kanal und der „FX“-Kanal in einem perfekten Gleichgewicht zusammengemischt werden. Ein Trend beim Mischen besteht darin, diesen Ansatz für alle auf einen Kanal angewendeten Effekte zu verwenden.

Wenden wir diese Idee auf Vocals an. Neben deinem Main-Vocal-Channel nutzt du vielleicht einen stark komprimierten Vocal-Channel, einen Reverb-Channel, einen mit starkem EQ, einen Phaser-Channel, einen Chorus-Channel, mehrere Channel für Distortion usw. Jeder dieser Kanäle wird dann hinzugemischt, um den gewünschten Effekt zu erzielen, anstatt als eine große serielle Kette von Signalprozessoren zu funktionieren.

13. Backing-Vocals durch eine stärkere Bearbeitung anpassen

Lead-Gesang steht im Vordergrund, während Backing-Vocals breiter und weniger dominant sein sollen. Sie spielen also eine unterstützende Rolle. Einige der Verfahren, die wir bei Lead-Vocals anwenden, können bei Backing-Vocals noch viel stärker eingesetzt werden, um sie gut in den Mix einzupassen.

Das De-Essing ist ein interessanter erster Ansatzpunkt. Indem man die Konsonanten in Backing-Vocals sehr stark absenkt, bauen sich diese Frequenzen im Stereofeld weniger stark auf. Das Gleiche kann mit einer starken Kompression zur Entfernung von Transienten erreicht werden: Entferne Transienten aus deinen Backing-Vocals, um einen Schwall von „tuh“ oder „kuh“ in der Mischung zu vermeiden, wenn diese zu verschiedenen Zeiten auftreten.

14. Noch mehr Reverb Tricks

Weiterführend zum vorherigen Punkt – versuche, ein ähnliches Prinzip auf deinem Vocal-Reverb anzuwenden. Wenn du ein Signal auf einem Bus de-esst, bevor es auf einen Reverb trifft, enthält das Hallsignal mehr vom gesanglichen “Ton” als vom “Rauschen” der Stimme, wodurch es weicher wird und sich leichter an andere Elemente – einschließlich der Stimme selbst – anpassen lässt.

Versuche – wie im vorherigen Tipp beschrieben – dasselbe mit einem Kompressor, um schnelle Transienten und Konsonanten einzufangen, die über die reinen „Ess“-Sounds hinausgehen. Transienten neigen dazu, viel hochfrequente Energie zu enthalten. Wenn du sie herausnimmst, entsteht ein ausgewogenerer Vocal-Reverb. Im folgenden Beispiel hörst du einen Vorher-Nachher-Vergleich.

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