Wenn jemand einen Track oder Mix als „smooth“ bezeichnet, ist nicht immer klar, was konkret damit gemeint wird. Die Wahrscheinlichkeit ist aber hoch, dass „smoothness“ einiges mit spektraler Balance zu tun hat. In diesem Artikel widmen wir uns also den Themen spektrale Balance und spektrales Mixing.
In einer perfekten Welt, werden Instrumente makellos gespielt und aufgenommen und das Arrangement berücksichtigt schon im Vorhinein mögliche Maskierungen. Wir müssten also nur jeden Track gleich laut machen und das war’s. Spektrale Balance von Anfang an, kein Equalizer oder Kompressor ist nötig. Aber in der Realität funktioniert es so leider nicht – und wo bliebe dabei auch der ganze Spaß?
Was ist spektrale Balance?
Spektrale Balance betrifft sowohl einzelne Audiotracks als auch Mixes. Sehen wir uns jedoch zuerst spektrale Balance in einzelnen Audiotracks genauer an.
Generell handelt es sich bei spektraler Balance um eine ausgewogene Verteilung von Energie über das ganze Frequenzspektrum hinweg. Da jeder Track einzigartig ist, existiert kein einheitliches Parameter-Set oder Preset, das für spektrale Balance sorgt – was die Sache schwer fassbar macht.
Spektrale Balance hängt stark mit Natürlichkeit zusammen: Etwas klingt stimmig, wenn es unserer Hör-Erwartung entspricht. Jegliche Überhöhungen und Auslöschungen im Frequenzspektrum eines Tracks, herbeigeführt durch Aufnahmeprobleme, unglückliche Mikrofonierung, Kammfiltereffekte, etc., die dafür sorgen, dass der Klang unnatürlich wirkt, müssen korrigiert werden um spektrale Balance herzustellen.
Ausgleich ist angesagt
Einzelne Tracks mit einem EQ aufzuräumen ist nicht nur einer der ersten Schritt im Entstehungsprozess eines Songs, sondern auch ein entscheidender Schritt in Richtung spektrale Balance. Das notwendige Ausmaß an manuellen Optimierungen kann subtil oder erheblich sein – je nach Qualität des Tracks.
Da jeder Track und jede Aufnahmesituation zu individuellen Problemen führt, ist die automatische Herstellung von spektraler Balance eine ziemlich komplexe Aufgabe. Nur mit Hilfe von K.I., großen Datenmengen und psychoakustischen Prinzipien, schaffen es technische Tools wie unser Equalizer smart:EQ 3 „Erwartungen“ für eine ausgewogene Balance im Track zu berechnen. Nachdem ein Signal analysiert wurde, kreiert smart:EQ 3 einen Filter, der versucht diesen Erwartungen unter Berücksichtigung tonaler Charakteristika zu entsprechen.
Was ist spektrales Mixing?
Bis jetzt haben wir spektrale Balance in Einzeltracks beleuchtet aber spektrale Balance ist auch ein entscheidendes Thema in Mixes. Statt Überhöhungen und Auslöschungen sind hier jedoch maskierende Effekte die Sorgenkinder. In einem Mix ist dann spektrale Balance hergestellt, wenn jedes Instrument seinen Platz hat und somit seine Funktion erfüllen kann.
Jedes Instrument bzw. jede Stimme muss über ein eigenes spektrales Fenster verfügen um seinen Job machen zu können. Nehmen wir als Beispiel einen Bass: Das Instrument bildet klassischerweise das Fundament eines Arrangements. Jedes andere Instrument oder jede Stimme baut darauf auf. Wenn etwas ständig in die Basis hineinstochert und sich „reindrücken“ will, beginnt das ganze Konstrukt zu wackeln.
Vorsichtiges Vorgehen auf dem Weg zu spektraler Balance
Das Konzept von spektralem Mixen hat ein Ziel: Spektrale Balance in einem Mix. Zuallererst muss die Entscheidung getroffen werden, welche Rolle jedes Instrument (und jede Stimme) in einem Arrangement spielen soll. Wenn du also spektrales Mixing in deinen Workflow integrieren willst, solltest du dir die beiden folgenden Fragen stellen:
- Wo im Frequenzspektrum liegen die Stärken meines Instruments?
- Welcher Track soll im Scheinwerferlicht stehen und welche sollen als Unterstützung dienen?
Anschließend heißt es: Platz schaffen. Indem überlastete Bereiche, in denen Instrumente miteinander konkurrieren, so bearbeitet werden, dass kein Track den anderen maskiert, wird spektrale Balance hergestellt. Es gilt jedoch: Vorsicht vor zu rigorosem Entfernen der Maskierungseffekte, besonders in Übergangsbereichen in denen ein Instrument einsetzt. Das Resultat klingt sonst zusammengeflickt und unstimmig. Wenn du also spektrales Mixing zum ersten Mal probierst, gehe in kleinen Schritten vor. Viele deiner Bemühungen werden zuerst auf Ausprobieren und Scheitern basieren – und das ist völlig normal!
Zu Guter Letzt solltest du immer im Kopf behalten, dass deine Einzeltracks etwas eigenartig klingen, nachdem du sie auf andere Tracks im Mix abgestimmt hast. Aber lass dich davon nicht irritieren. Dass deine Arbeit als „smooth“ bezeichnet wird, ist den ganzen Aufwand absolut wert – vergiss nur nicht Schritt für Schritt vorzugehen und ganzheitlich zu denken, wenn es um spektrales Mixing geht.