Im Mixing und Mastering müssen unzählige Entscheidungen getroffen werden – und jede einzelne davon beeinflusst wie das musikalische Werk am Ende klingt. Die Frage „Soll ich mein Audiomaterial zuerst mit einem Kompressor und dann mit einem Equalizer bearbeiten oder doch mit einem Equalizer beginnen?“ kann dabei durchaus entscheidend sein.
Hinweis: Wir haben smart:comp durch smart:comp 2 und smart:EQ 3 durch smart:EQ 4 ersetzt!
Die Digitalisierung brachte viele gute Dinge mit sich. Zum Beispiel die Verfügbarkeit von Ressourcen – außer Zeit und Geld, hier sind die meisten von uns leider nach wie vor eingeschränkt. Die Anzahl an unterschiedlichen Equalizern und Kompressoren, die wir unserem Channel Strip hinzufügen können, ist jedoch wesentlich gestiegen und wir müssen uns an keine vorgegebene Reihenfolge von Audio-Bearbeitungstools mehr halten.
Ob du nun begeisterter Nutzer eines maßgeschneiderten Channel Strips bist oder nicht – die folgende Frage hat dich vermutlich schon einmal beschäftigt: Ist es besser, zuerst einen Equalizer und dann einen Kompressor einzusetzen oder soll/darf ich Reihenfolge ändern?
Energien managen
Die kurze und wahrscheinlich wenig zufriedenstellende Antwort lautet: Es gibt kein Patentrezept. Trotzdem gibt es technische Aspekte, die du beachten solltest bevor du dein Audiomaterial bearbeitest. Mixing und Mastering sind im Kern das Management von Energien. Je nachdem welche Vision du für deinen Mix hast, liegt es an dir festzulegen was wahrnehmbar sein soll.
PRO TIPP: Behalte die Idee ein Energie Manager zu sein bei jedem Schritt deines Arbeitsablaufes im Hinterkopf – von der Komposition und dem Arrangement bis hin zum EQing und der Kompression. Das hilft dir Probleme mit Energiekonflikten schon im Vorfeld zu vermeiden.
Der klassische Zugang
Es gibt einen sehr guten Grund für die klassische Reihenfolge „Equalizer zuerst, Kompressor danach“: Wenn dein Signal spektrale Ungleichmäßigkeiten wie unerwünschte Resonanzen aufweist, tust du gut daran, zuerst aufzuräumen. Hier kommt die lineare Audiobearbeitung bzw. ein Equalizer ins Spiel. Mit einem Equalizer kreierst du eine ausgewogene tonale Balance, indem du beispielsweise schroffe Teile eines Gesangstracks entfernst. Wenn du dich nicht zuerst um diese Probleme kümmerst und sofort einen Kompressor anwendest, beeinflussen diese Signalenergien – also genau das, was du nicht in deinem Mix haben willst – über Gebühr dein Kompressionsergebnis. Du solltest daher immer einen EQ und danach erst einen Kompressor verwenden, wenn du es mit Audiomaterial zu tun hast, das störende Energien beinhaltet. Nach all dem Aufräumen, kannst du dann einen Kompressor einsetzen um der Stimme mehr Kraft zu geben.
Beispiel: Oft weisen weibliche Gesangsaufnahmen unerwünschte Signalanteile im Low-End (zum Beispiel Griffgeräusche) oder zu schroffe Klangkomponenten auf.
Um eine klare Stimme zu gewinnen, solltest du daher zunächst alle Anteile unter 200Hz entfernen, um das “Gerumpel” loszuwerden. Indem du das High-End über 10kHz bearbeitest, korrigierst du schroffe Signalanteile und Zischgeräusche. Alternativ kannst du natürlich auch den intelligenten Filter und das entsprechende Profil von smart:EQ 2 verwenden, um etwa Gesangsstimmen aufzuräumen – das dauert nur ein paar Sekunden und bereitet dein Signal perfekt für die nächsten Bearbeitungsschritte vor.
Der umgekehrte Zugang
Immer wenn du mit Sounds arbeitest die von guter Qualität sind, beispielsweise aus Sample Libraries oder von Synthesizern, ist ein initiales „Aufräumen“ mit einem EQ nicht notwendig. Wenn du diese Tracks jedoch zusammenfügst ist die Chance groß, dass der Mix auf Grund der Dynamik-Unterschiede einzelner Spuren zunächst etwas chaotisch klingt. Sich ständig ändernde Melodien und Klangfarben führen dazu, dass das Klangbild nicht stabil ist und „wackelt“. Ursprünglich sauber klingende Signale werden maskiert und sie haben nicht mehr den Punch oder die Präsenz, die du eigentlich vorgesehen hattest – und einfach die Lautstärke hochdrehen macht es nicht besser.
Die Herausforderung ist hier also, dein Werk in sich stimmig klingen zu lassen, indem die einzelnen Energien enger miteinander interagieren. Hier sollte daher zuerst ein Kompressor eingesetzt werden, um schwankende Dynamiken innerhalb einzelner Tracks oder Gruppen anzugleichen. In Bezug auf das erwähnte Energiemanagement bedeutet das: Du definierst eine in sich stabile Hierarchie an Energien und bist anschließend in der Lage, bestimmte Tracks oder Gruppen hervorzuheben. Nach dem Kombinieren dieser Tracks und Gruppen, können “statische” Probleme wie maskierte Frequenzbereiche mit einem EQ gelöst werden.
Beispiel: Mit einem Kompressor kannst du die Energien einer Drum-Gruppe in eine in sich wohlklingende Einheit zusammenführen. In Kombination mit anderen Tracks und Gruppen kann das aber zu Überhöhungen oder Verdeckungen in bestimmten Frequenzbereichen führen. Mit Hilfe eines Equalizers kannst du diese Energien in den betroffenen Bereichen in einem zweiten Bearbeitungsschritt vorsichtig regulieren.
Klarheit und Fokus
Wenn du vor der Entscheidung stehst, ob nun ein Equalizer oder Kompressor zuerst Anwendung finden soll, stell dir am besten einfach die Frage: Wie ist die Qualität meines Audiomaterials?
Bevor du mit dem kreativen Teil des Mixing und Masterings beginnst, gibt es oft einiges an Basisarbeit zu leisten. Entferne oder reduziere alles, was deiner Vision eines klaren Sounds nicht entspricht – Klarheit ist der Schlüssel. Je nachdem wie die Qualität deines Audiomaterials ist, kann das viel Zeit in Anspruch nehmen. Vor allem selbst angefertigte Aufnahmen sind in ihrem unbearbeiteten Zustand zumeist nicht so klar, wie wir sie gerne hätten.
Die intelligenten Funktionen von smart:EQ 3 und smart:comp wurden so entwickelt, dass sie Balance und Klarheit herstellen – tonal und spektral. Da beide Tools basierend auf psychoakustischen Modellen arbeiten, zwingen sie deinem Audiomaterial keine spezielle „Färbung“ auf. Finden die Plug-ins in Single Tracks Anwendung, kreieren sie eine saubere Basis für kreative Eingriffe. Werden sie im Master Bus verwendet, bekommt deine Kreation einen abschließenden Feinschliff.
Wenn du die grundlegenden Routinearbeiten deinen smarten Assistenten überlässt, verlierst du nicht so schnell die Dinge aus den Augen, auf die du dich fokussieren solltest z. B. Proportionen und musikalische Ziele. Die technischen Fähigkeiten von smart:EQ 3 und smart:comp bringen dich schneller zu jenem Punkt, an dem du deiner Kreativität im Mixing und Mastering freien Lauf lassen kannst. Und da sowohl smart:EQ 2 als auch smart:comp alle Funktionen eines „herkömmlichen“ Equalizers bzw. Kompressors anbieten, kannst du mit beiden Tools auch alle kreativen Bearbeitungsschritte problemlos meistern.